In eleganter Pose lehnt der junge Mann an einem braunroten Marmorsockel, auf den er seinen Unterarm gelegt hat. Die vornehme Gestalt mit dem feingeschnittenen Gesicht, dem schulterlangen, gewellten Haar und den zarten Händen ist modisch gekleidet mit einem schwarzen Wams, unter dessen geschlitzten Ärmeln das weiße, weit bauschende Hemd zutage tritt. Ein blühender Rosenstock mit schon leicht welkenden Blättern klettert an dem Marmorsockel empor, drei Schmetterlinge heben sich bunt vom Grund ab. Ähnlich wie bei Inv. 357 steht der Portraitierte vor einer dunklen Folie und einer am Bildrand sichtbar werdenden Landschaft, die sich am Horizont deutlich aufhellt.
Während das Johann Georg Hinz zugeschriebene Bildnis unbestritten auf ein Selbstportrait von Anton van Dyck zurückgeht und dabei den Bildausschnitt, die Haltung und die blasse Hand ebenso wie die abgebrochene Säule zitiert,1 malte Ottmar Elliger d. Ä., der das Bild auf dem Stein signierte, die Rosen, Schmetterlinge und den Marienkäfer.
Das oberhalb der Signatur gemalte Wappen ist zu verblasst, um die Identität des Dargestellten näher bestimmen zu können.2 Aufgrund der eleganten, französisch geprägten Kleidung nimmt Hauschild an, dass die Heimat des jungen Mannes »vermutlich eher in den Niederlanden, in Flandern, vielleicht sogar in Frankreich zu vermuten« ist, und schließt eine Interpretation – vor allem in Hinblick auf das Rosenstillleben – als Hochzeitsbild nicht aus.3
U. D.

1 Selbstbildnis, Lw., 116,5 x 93,5 cm, um 1623, Staatliche Eremitage, St. Petersburg, Inv. 548; vgl. C. Eisler, Die Gemäldesammlung der Eremitage in Leningrad, Köln 1991, S. 576, Abb. Zur Zuschreibung des Bildnisses von Inv. 5428 an Hinz vgl. ausführlich Hauschild 1998, S. 51-59.
2 Ein sehr ähnliches Wappen führte in den Jahren 1687/88 und 1695/96 der Jahresverwalter der Niederländischen Armenkasse in Hamburg, Octavio Beltgens (1635-1698). Beltgens, verheiratet mit Anna Catharina Becceler, war der Sohn von Arnold Beltgens und Catharina Johanna, geb. Verpoorten (schriftl. Mitteilung von Dieter Möhring, Staatsarchiv Hamburg, 30. 8. 1990).
3 Hauschild 1998, S. 51, 56.

LIT.: Ingvar Bergström, Ottmar Elliger och Willem Kalf,
in: Konsthistorisk Tidskrift 12, 1943, S. 41-45; Helmut R. Leppien, Gemäldegalerie. Erwerbungen 1989, in: Idea 9, 1990, S. 264; Werner Hofmann, Hamburger Erfahrungen 1969-1990, Hamburg 1990, S. 34, Abb. 13; Stephanie Hauschild, Bildnis eines Unbekannten, in: Birte Frenssen, Von Stutzern, Philosophen und Kesselflickern. Malerei des Barock in Hamburg, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Hamburg 1998, S. 50-59, Farbabb. 1; Stephanie Hauschild, »Planten un Blomen«. Zur Geschichte des Blumenbildes in Hamburg, in: Die Blumenbücher des Hans Simon Holtzbecker und Hamburgs Lustgärten, Keltern-Weiler 2003 (Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg, N. F. 36), S. 134.

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung: Bez. unten links Ottmar Elliger.Fecit Anno 1663.

• Provenienz

  Ottmar Elliger (1633 - 1679) und Johann Georg Hinz (um 1630/31 - 1688), 1663 - ? (1); [...] (2); Kunsthandlung Pawsey & Payne, London, ? - 8.7.1938 (3); Verst. bei Christie, Manson & Woods, London, Nr. 118, 8.7.1938 (4); Ankauf von dort durch von Kunsthändler Lesser, ? , 8.7.1938 - ? (5); [...] (6); Kunsthandel Gast, Hamburg, ? - 1989 (7); Ankauf von dort mit Mitteln der Campe’schen Historischen Kunststiftung, 1989 (8)
  
  1) Es ist zu klären, wann, wie, an wen und für wie viel Elliger/Hinz das Werk verkaufte oder gab.
  2) Bislang unbekannte Provenienz/en.
  3) Annotierter Auktionskatalog der nachfolgenden Versteigerung in Kopie vorliegend in Werkakte.
  4) Catalogue of Ancient and Modern Pictures and Drawings ot the late THomas Brocklebank [...] Pictures of old Masters and Early English Portraits the Propertys of [...] Durlacher [...] Earl of Inchape [...] Lord Stanley of Alderley [...] Earl of Balfour [...] and from other sources [...] Messrs. Christie, Manzon & Woods [...] London [...] July 8, 1938 [...]., S. 32f.
  5) wie 4).
  6) Bislang unbekannte Provenienz/en.
  7) Inventar Gemälde, S. #.
  8) wie 7). Die Ankaufssumme belief sich auf 75.000 Deutsche Mark.
  
  Stand: 29.6.2021, Ute Haug.
  Status: in Bearbeitung (die mit # markierten Stellen sind noch zu ergänzen), ungeklärt, bedenklich.
  
  Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen, weiterführende Informationen? Bitte richten Sie eine Nachricht an Dr. Ute Haug unter ute.haug[at]hamburger-kunsthalle.de.
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• Bibliographie

  Hamburger Erfahrungen 1969-1990, Werner Hofmann; Herausgeber: Freunde der Kunsthalle e.V., 1990, S. 34, Abb. S. 13, Abb.-Nr.

  „Planten un Blomen”. Zur Geschichte des Blumenbildes in Hamburg, Stephanie Hauschild, 2003, S. 142, Abb.-Nr.

  Bildnis eines Unbekannten, Stephanie Hauschild, 1998, S. 50-59, Abb. S. 1, Abb.-Nr.

  Ottmar Elliger och Willem Kalf, Ingvar Bergström, 1943, S. 41-45, Abb.-Nr.

  Gemäldegalerie. Erwerbungen 1989, Helmut R. Leppien, 1990, S. 264, Abb.-Nr.

  Die deutschen, englischen, französischen, italienischen und spanischen Gemälde 1350-1800 (Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle, Bd. 1), Martina Sitt; Herausgeber: Uwe M. Schneede und Martina Sitt, 2007, S. 140-141, Abb., Abb.-Nr.