Deutsch (Hamburg), C. F. Feldt (?), 1775

Ansicht der Brandstwiete in Hamburg, 1775

Im Vordergrund dieser einfach gestalteten Tafel ist in der Bildmitte eine Gruppe von vier Personen zu sehen, die in der Mode der 1760er bis 1770er Jahre gezeigt werden. Ein Mann fällt durch seine feuerrote Weste und seinen besorgten Gesichtsausdruck besonders auf, da er frontal gegeben ist. Vor ihm hebt eine Figur zeigend den rechten Arm. Sie ist auf einen Stock gestützt und mit zwei langen Ohren versehen. Hinter ihr streckt eine weitere männliche Figur mit eher beschwichtigender Geste die rechte Hand aus. Der Mann am rechten Rand der Gruppe scheint eine Palette unter dem Arm zu halten und schaut ebenfalls aufmerksam nach links zu einem Haus. Vor dem Haus linker Hand sind noch mehrere Personen zu sehen, die etwas beobachten. Direkt unter der zentralen Gruppe ist ein Ornament angeordnet, unter dem ein Schild angebracht ist. In dessen unterem Bereich steht nicht vollständig zu lesen: Viel Geschroy und wenig Woll / Murnus will das der Mahler gar nichts haben sol[l]. Von der Schrift gerahmt ist dort ein Mann zu sehen, der ein Schwein auf den Knien hält und dessen Borsten rupft. Möglicherweise handelt es sich bei diesen Schweineborsten um Material für einen Pinselmacher. Aber auch für die meisten Leder-Näharbeiten verwendete man damals keine Nadeln, um das Garn durch das Leder zu ziehen, sondern Schweineborsten, da sie dünn und flexibel sind und die Möglichkeit bieten, Garn daran zu befestigen, um es durch »krumme« Löcher zu fädeln. Bei dieser Schilderung der Brandstwiete, einer Straßenszene, die im Hintergrund einige Geschäfte und deren Kunden sowie Passanten zeigt, handelt es sich somit offensichtlich um eine Art Ladenschild.
Der Hinweis auf »Murnus« ist nicht eindeutig zu verstehen, kann aber eine aus einem lateinischen Sprichwort abzuleitende Bezeichnung für den Esel sein. Die überlangen Ohren der Figur könnte man mit Midas-Ohren in Verbindung bringen. So ließ Erasmus von Rotterdam im Lob der Torheit die Torheit sprechen: »Warum ich aber heute so kostümiert auftrete, sollt ihr bald hören. Leiht mir nur geduldig euer Ohr, freilich nicht wie ihr den Predigern zuzuhören pflegt, sondern wie ihr euch den Spielleuten, Possenreißern und Narren widmet, mit sogenannten Midasohren.« Nachdem das Gemälde im Museum für Hamburgische Geschichte nicht zugeordnet werden konnte, stehen weitere Forschungen zu einer Deutung noch aus. M. S.

LIT.: Unveröffentlicht.

Details zu diesem Werk

66cm x 51cm (Bild) 72.5cm x 58cm (Rahmen) Inv. Nr.: HK-542 Sammlung: Alte Meister Bildnachweis: Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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