Jacques Réattu
Der Triumph der Zivilisation, um 1795
Die politische Allegorie des südfranzösischen Historienmalers Réattu entstand in der Zeit des Direktoriums während der Französischen Revolution. Darin sind die Personifikationen der Kräfte versammelt, die die Zivilisation befördern. Im Mittelpunkt thront in rotem Umhang die Figur der nationalen Einigkeit. Hinter ihr stellt Herkules in Siegerpose, begleitet von der Mäßigung, seinen Fuß auf ein Bündel niedergelegter Waffen. In Weiß gekleidet vereint die Figur des neuen Tages die vier wichtigsten Städte Frankreichs, darunter verschleiert sich die Nacht. Unten rechts hält die Wissenschaft Unwissenheit und Irrtum nieder, während Chronos oben die Französische Republik in die Ahnentafel der Zivilisation meißelt. Nach dem Ende der Terreur unter Robespierre zeugt die ausgewogene Komposition des Gemäldes von der Sehnsucht nach einer friedlichen Vollendung der Revolution. Réattu inszeniert den Triumph der Zivilisation durch eine Metaphorik des Lichts und überträgt so die christliche Bildtradition des Kampfes von Gut und Böse in ein säkulares Programmbild.
Daniel Koep