
Maria Lassnig
Selbstporträt als Prophet, 1967
Surreal schweben die Körperteile in Maria Lassnigs Selbstporträt als Prophet vor einer undefinierten, weißen Fläche. Die Farbpalette wird von Rot-, Rosa- und Gelbtönen dominiert. Im Sinne ihres Prinzips der „Body-Awareness“ stellte die österreichische Künstlerin in prägnanten Farben nur diejenigen Teile ihres Körpers dar, die sie beim Malprozess spürte – eine Partie des Gesichts, ein Teil des Rückgrats mit Armen und Händen sowie das Becken mit deutlich erkennbarer Vulva.
Der (weibliche) Körper wurde von Feminist*innen seit Anbeginn der Frauenbewegung als Austragungsort von politischen Diskursen, Machtgefügen und Identitätskämpfen verstanden und spätestens seit den 1960er Jahren zunehmend künstlerisch verhandelt. Auch wenn Lassnig ihre eigene Kunst nicht als programmatisch feministisch einordnet, zeigen ihre Bilder doch ein besonderes Körperbewusstsein, welches einerseits eine starke, zukunftsweisende Haltung spürbar werden lässt und andererseits die Verletzlichkeit des menschlichen Leibes thematisiert.
Inga Dreesen