Alfred Lichtwark studierte Kunstgeschichte und Philosophie in Leipzig, wurde 1885 promoviert und bereits ein Jahr später zum ersten Direktor der Hamburger Kunsthalle berufen – eine Funktion, der er bis zu seinem Tod im Jahr 1914 ausübte. Das Lichtwark-Porträt des Hamburger Malers Arthur Illies bildete ursprünglich die rechte Hälfte eines Diptychons; auf dessen linker Seite war Justus Brinckmann, der erste Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg und Förderer Lichtwarks, dargestellt (Verbleib unbekannt). Anlass für die Entstehung des Doppelbildnisses, das Illies 1915 begann und 1917 vollendete, war der Tod der beiden Museumsdirektoren. In seiner Komposition platzierte Illies Lichtwark in einen Sammlungsraum der Hamburger Kunsthalle. Im Hintergrund sind zwei Werke von Philipp Otto Runge zu erkennen, außerdem ein Museumsmitarbeiter beim Transport eines Gemälderahmens. Lichtwarks aufrechte Körperhaltung strahlt eine Souveränität aus, die von dem aus dem Bild gerichteten selbstbewussten Blick noch verstärkt wird.

Inga Dreesen

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung: Oben links signiert und datiert: Arthur Illies 1915

• Provenienz

  Arthur Illies (1870 - 1952), 1915 - November 1941 (1); Slg. Georg Glaubitz (#### - ####), Hamburg, November 1941 - bis ca. 1945 (2); [...] (3); Auktion, Hauswedell & Nolte, Hamburg, 11./12.06.1982 (4); Ankauf von dort und Geschenk von Gerd Trulsen, Hamburg, 11./12.6.1982 und 12.07.1982 (5)
  
  1) Historisches Archiv Hamburger Kunsthalle (HAHK): Slg 505 Rosenfeld, Louis (Hinweis auf die Ausstellung des Werkes bei Commeter 1918).
  1) und 2) für 1941 siehe Tagebuch Glaubitz, S. 51: "30. XI. 41. Besuch bei Arthur Illies in Lüneburg. [...] [S. 53] Hüftbild Lichtwark (1 m hoch; 60 breit). halb von links; stehend; linke Hand i. Hosentasche; re Hand halb eingerollt; Hintergrund bildet Teil eines Saales der Kunsthalle [Hbg] mit Rungebild: er u. seine Frau. [...] [S. 54] Neben L. steht ein kleiner schwarzbärtiger Diener, ein Gemälde vorweisend. Lichtwark mit betontem et. vorgeschobenem Kiefer, quasi dozierend, schwarzer Rock mit Seidenaufschlägen u. gr. Hose. ca 1905 - 1910. Beide Bilder für 600 Rm; verlangte 1500! [...] [S. 55] "Der Lichtwark ist nachträglich u. irrtümlich auf einer nochmaligen Hinweise (Detjens) von Illies auf 1915 datiert; obwohl Lichtwark Jan. 1914 gestorben ist. [Nachtrag:] (Nein; posthum gemalt!)" und S. 55 weiter: "10. XII. 41. In der Kunsthalle bei dem Restaurator Victor Bauer, der die beiden Bilder von A. Illies restaurierte. Der "Lichtwark" ist mit Tempera gemalt, daher die rauhe Oberfläche u. die branstigen Farben, bes. das weiche schwarz-grün. Bauer meinte, / [S. 56] die sogenannte unangenehme schwarz-grün-Periode des Illies wäre eine Nachahmung des alten Botticelli; er gab auch Beispiele u. Bilder dafür [...] Dann ließ mich der Direktor der Kunsthalle Dr. Kloos, in sein Arbeitszimmer bitten u. wünschte die Abgabe des Bildes an die Kunsthalle, [S. 57] da das Bild auch des bedeutenden Mannes wegen dahin gehöre. Ich verlangte Tausch. Ich weiß noch nicht, ob etwas daraus wird." weiter S. 58: "10. I. 42. Es gelang mir unter Schwierigkeiten den Dr. Kloos von der Kunsthalle zu erreichen. [...] Er versprach mir, den Illies-Lichtwark / [S. 59] gegen ein Liebermann-Porträt umzutauschen, da auch der Senator Becker den Illies gebilligt u. den Tausch bewilligt hätte. Ich sollte den Lichtwark bis zum Kriegsende aufheben."
  3) Bislang unbekannte Provenienz/en.
  4) Moderne Kunst, Hauswedell & Nolte; Hamburg, 1982, Nr. 643, Taf. 59.
  5) Eintrag im Inventarbuch: "5311 Arthur Illies Alfred Lichtwark Öl auf Leinwand 99,8 x 60,5 cm Bez.o.l.: Arthur Illies 1915 Ersteigert auf der 243. Auktion von Hauswedell & Nolte, Nr. 643. Geschenk von Gerd Trulsen, Hamburg Juli 1982 Preis: 7350 DM"
  
  Stand: zuletzt 16.04.2024, Ute Haug.
  Status: in Bearbeitung (die mit # markierten Stellen sind noch zu ergänzen), ungeklärt, unbedenklich.
  
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• Bibliographie

  Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, Jörg Traeger, 1975, S. 193, Abb. S. 65 auf S. 106, Abb.-Nr.

  Le Renouveau culturel et pédagogique à Hamburg de 1886 à 1915. Alfred Lichtwark et ses contemporains, Roger Niemann, 1991, Abb. S. 176, Abb.-Nr.

  Moderne Kunst, Hauswedell & Nolte; Hamburg, 1982, S. 88, Abb. S. Taf. 59, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 643

  Die Gemälde der Klassischen Moderne, Hurttig, Marcus Andrew, 2010, S. 219, Abb., Abb.-Nr.

  Arthur Illies. Aus Tagebuch und Werk, Herausgeber: Kurt Illies, 1981, S. 136, Abb. S. Nr. 36, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. S. 187/Nr. 1056 u. S. 188/Nr. 1169

  Ausstellerverzeichnis der Hundert-Jahr-Ausstellung des Hamburger Künstler-Vereins; Hamburger Kunsthalle, 1932, Abb. S. Nr. 1, Abb.-Nr.

  Die Maler Arthur Illies, Friedrich Ahlers-Hestermann, Karl Kluth, Carsten Meyer-Tönnesmann, Anke Manigold u. Maike Bruhns, 1989, S. 18, Abb.-Nr.

  Kollektivausstellung des Werkes von Professor Arthur Illies; Museumsverein für das Fürstentum Lüneburg, 1951, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 13

  Berichte der Hamburger Kunsthalle. Gemäldegalerie. Erwerbungen 1982, Helmut R. Leppien, 1983, S. 187, Abb. S. 185/Nr. 1, Abb.-Nr.

  Alfred Lichtwark und Justus Brinckmann, Gustav Schiefler, 1920, Abb. S. 100, Abb.-Nr.

  Hamburger Heimatkalender 1927, Herausgeber: Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesen, 1927, Abb. S. 116 (Detail), Abb.-Nr.

  Hamburger Heimatkalender 1924, Herausgeber: Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesen, 1947, Abb. S. für den Monat Dezember, Abb.-Nr.

  Ausstellungen, H. E. W., S. 256, Abb.-Nr.

  Arthur Illies. 1870-1952. Das Frühwerk. Gemälde und Graphik. 1890-1914; Hamburgische Landesbank, 1988, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 62 (mit Abb.)

  Alfred Lichtwark. Zwischen den Zeiten, Henrike Junge-Gent, 2012, Abb. S. 876, Abb. 71, Abb.-Nr.

  Jahrbuch für den Kreis Stormarn, F. Jung, B. Albrod, C. Denker, K. Gröwer, B. Grünter, D. Lafrenz, J. Spallek, u.a.; Herausgeber: Heimatbund Stormarn, 2018, S. 17, Abb. S. 17 (Abb. 4), Abb.-Nr.