Georges Rouault

Zwei Akte, 1910/vor 1927

Mit schweren runden Bäuchen und Brüsten stehen zwei weibliche Figuren versetzt zueinander vor einer hügeligen Landschaft. Die eine Gestalt ist so nah an den unteren Bildrand gerückt, dass sie die Betrachtenden fast zu berühren scheint, doch ist der Ausdruck ihres abstrahierten Gesichts kaum zu deuten. Dunkle breite Konturlinien umfangen intensive Rot- und Grüntöne und betten die Figuren in die Natur ein – eine Kompositionsweise, die an Cloisonné-Technik denken lässt und an die Lehrzeit Georges Rouaults in einer Glasmalerwerkstatt erinnert. Weiße Höhungen verstärken das Volumen der Körper und die Tiefe des Bildraums; sie entstanden wahrscheinlich um 1929 in einer Überarbeitung des Gemäldes.
Rouault, der bei dem Symbolisten Gustave Moreau studiert hatte und den Fauves nahestand, galt als spiritueller, einfühlsamer Maler. Seine christliche Haltung spiegelt sich auch in seinen seit dem Jahr 1905 entstandenen Milieustudien wider. In ihnen thematisierte Rouault Grundfragen der menschlichen Existenz, wie beispielsweise das Schicksal von Verarmten, Kriminellen oder Prostituierten. Auch in diesem Zusammenhang widmete er sich immer wieder dem Motiv des weiblichen Akts.

Inga Dreesen

Details zu diesem Werk

Öl auf Papier auf Leinwand 69.9cm x 57cm (Bild) 86.5cm x 73.5cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, Dauerleihgabe der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, erworben 1982 Inv. Nr.: HK-5305 Sammlung: Klassische Moderne © SHK / Hamburger Kunsthalle / bpk Photo: Elke Walford

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