Franz Radziwill
Angehaltene Zeit, 1921/um 1960
Der nackte Mann und die in Schwarz gekleidete Frau in dem Gemälde »Angehaltene Zeit« scheinen erstarrt in der Horizontalen zu schweben. Ihre geschlossenen Augen zeugen von innerer Ruhe und Versenkung. Der Hintergrund, in dem mehrere abstrakte Figuren in einem verzerrten Interieur agieren, gibt Rätsel auf. Trotz einiger symbolisch aufgeladener Bildelemente – wie der blühenden Tulpe im Vordergrund, die an die Vergänglichkeit allen Lebens erinnern könnte – lässt sich keine eindeutige Erzählung ablesen, das Bild bewahrt sein Geheimnis.
Der Künstler Franz Radziwill entwickelte in den 1920er Jahren einen Malstil, der als »Magischer Realismus« bezeichnet wird und Gestaltungsmittel der Neuen Sachlichkeit mit surrealen Bildwelten vereint. Das Gemälde »Angehaltene Zeit« war ursprünglich ein breiteres Querformat, dessen linke Hälfte ein zweites liegendes Paar zeigte. Radziwill verwarf diese Komposition vermutlich in den 1920er Jahren und schnitt die Leinwand in zwei Hälften. Während der linke Teil rückseitig neu bemalt und zu einem eigenen Werk wurde, überarbeitete der Maler diesen rechten Teil in den 1960er Jahren: Er betonte die Konturen, glättete die Oberfläche der Malerei und fügte einzelne Details wie die Blume hinzu.
Inga Dreesen