Der nackte Mann und die in Schwarz gekleidete Frau in dem Gemälde »Angehaltene Zeit« scheinen erstarrt in der Horizontalen zu schweben. Ihre geschlossenen Augen zeugen von innerer Ruhe und Versenkung. Der Hintergrund, in dem mehrere abstrakte Figuren in einem verzerrten Interieur agieren, gibt Rätsel auf. Trotz einiger symbolisch aufgeladener Bildelemente – wie der blühenden Tulpe im Vordergrund, die an die Vergänglichkeit allen Lebens erinnern könnte – lässt sich keine eindeutige Erzählung ablesen, das Bild bewahrt sein Geheimnis.
Der Künstler Franz Radziwill entwickelte in den 1920er Jahren einen Malstil, der als »Magischer Realismus« bezeichnet wird und Gestaltungsmittel der Neuen Sachlichkeit mit surrealen Bildwelten vereint. Das Gemälde »Angehaltene Zeit« war ursprünglich ein breiteres Querformat, dessen linke Hälfte ein zweites liegendes Paar zeigte. Radziwill verwarf diese Komposition vermutlich in den 1920er Jahren und schnitt die Leinwand in zwei Hälften. Während der linke Teil rückseitig neu bemalt und zu einem eigenen Werk wurde, überarbeitete der Maler diesen rechten Teil in den 1960er Jahren: Er betonte die Konturen, glättete die Oberfläche der Malerei und fügte einzelne Details wie die Blume hinzu.

Inga Dreesen

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung: Unten rechts monogrammiert: F R

• Werkverzeichnis

  Firmenich/Schulze 79

• Provenienz

  Erworben vom Künstler, 1980 (1)
  
  1) HAHK: 32-223.5 Ankäufe für die Gemäldegalerie 1.1.1968-28.2.1976 (G-Z)

• Bibliographie

  Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: Werner Hofmann, 1989, S. 127, Abb. S. 127, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. S. 261

  Hamburger Erfahrungen 1969-1990, Werner Hofmann; Herausgeber: Freunde der Kunsthalle e.V., 1990, Abb. S. 62, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 68

  Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: Werner Hofmann, 1985, S. 121, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 243 (mit Abb.)

  Berichte der Hamburger Kunsthalle, Helmut R. Leppien, 1982, S. 186, Abb. S. 187/Nr.3, Abb.-Nr.

  Die Gemälde der Klassischen Moderne, Hurttig, Marcus Andrew, 2010, S. 340, Abb., Abb.-Nr.

  1900-1945. Künstler in Deutschland. Individualismus und Tradition, Herausgeber: Tilman Osterwold; Württembergischer Kunstverein Stuttgart, 1986, Abb. S. 247, 351, Abb.-Nr.

  Franz Radziwill. Retrospektiv-Ausstellung. Ölgemälde, Aquarelle; Baukunst, Köln, 1968, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 6

  Franz Radziwill. Gemälde - Aquarelle - Handzeichnungen; Kunsthalle Bremen, S. 38, Abb. S. 50, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 10

  Franz Radziwill; Kunstverein Hannover; Städtisches Museum Trier u. Mittelrhein-Museum, Koblenz, S. 20, 28, 56, Abb. S. 46, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 10

  Franz Radziwill; Neue Gesellschaft für bildende Kunst, Berlin u. a., S. 228, Abb. S. 122, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 7

  Franz Radziwill. 1895 bis 1983. Monographie und Werkverzeichnis, Andrea Firmenich u. Rainer W. Schulze, 1995, Abb. S. 91, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 79 (mit Abb.)

  Basedow - Ende - Radziwill; Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloß Gottorf, 1968, Abb. S. Nr. 2, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 1

  Franz Radziwill; Heimatmuseum, Varel, 1968, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 3

  Franz Radziwill; Galerie Wendtorf & Swetec, Düsseldorf u. Bürgerhaus Gießen, 1970, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 8

  Franz Radziwill. Der Maler, Herausgeber: Herbert Wolfgang Keiser u. Rainer W. Schulze; Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, Oldenburg (Schloß) u. a., 1975, S. 15, Abb. S. 30, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 9

  Realismus und Sachlichkeit. Aspekte deutscher Kunst. 1919-1933, Herausgeber: Roland März u. Gottfried Riemann; Staatliche Museen zu Berlin (Ost), Nationalgalerie, Kupferstichkabinett, Sammlung der Zeichnungen, 1974, S. 7 u. 18, Abb. S. 19, Abb.-Nr.

  Franz Radziwill. Das größte Wunder ist die Wirklichkeit; Kunsthalle Emden; Ulmer Museum; Staatliche Galerie Moritzburg Halle, 1995, S. 307, Abb. S. 91, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 11

  Adam & Eve; The Museum of Modern Art, Saitama, 1992, Abb. S. 65/Nr. 28, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 161/Nr. 28

  True Romance. Allegorien der Liebe von der Renaissance bis heute, Herausgeber: Belinda Grace Gardner; Kunsthalle Wien; Museum Villa Stuck, München u. Kunsthalle zu Kiel, Abb. S. 85, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. S. 261