Jean Hélion
Gleichgewicht (Équilibre), 1933
Jean Hélion hatte Chemie studiert und in Paris als Architekturzeichner gearbeitet, bevor er sich der Kunst zuwandte und autodidaktisch das Malen erlernte. Nach der Beschäftigung mit den Gattungen Stillleben, Porträt und Landschaft wurden seine Kompositionen zunehmend abstrakt. Als Mitglied der Vereinigung „Abstraction-Création“, eines Forums für nichtgegenständliche Kunstformen, malte Hélion zwischen 1932 und 1934 zahlreiche Aquarelle und eine Folge von Ölgemälden. Seinem Interesse an Räumlichkeit und Statik folgend, untersuchte er in ihnen Zustände von visuellem Gleichgewicht. Équilibre von 1933 gehört zu den besonders prägnanten Werken der Serie: Vor einem strahlend hellen Hintergrund neigen sich zwei im Raum schwebende blauschwarze Formen nach rechts. Verbunden sind sie durch zwei Stege, von außen begrenzt durch rote Balken – das Zentrum der Komposition bleibt frei und wird selbst zur Form. Mit einer geringen Zahl an Elementen und wenigen nuancierten Farbakzenten erzeugte Hélion eine kraftvolle und doch spielerisch leichte Balance.
Karin Schick