Johann Georg Hinz

Stillleben mit Bierglas und Brötchen, 1665

Ein reduziertes Formenrepertoire begegnet uns in dieser Komposition. Auf einer marmorierten Tischplatte steht ein Bierglas. Zu zwei Dritteln gefüllt, ist die Schaumkrone bereits im Begriff sich aufzulösen. Vier Brötchenhälften liegen über den Tisch verteilt: eine rechts im Schatten des Glases, eine weitere im Vordergrund, links lehnen sie in einer fragilen Konstruktion aneinander. Im linken Vordergrund sind kleinere und größere Krümel verstreut. Der Hintergrund ist dunkel gehalten, sodass die Positionierung des Tisches unklar und die Orientierung für die Betrachter_innen im Raum erschwert werden. So richtet sich der Fokus ganz auf die Gegenstände, deren meisterhafte Umsetzung und Gestaltung im Zentrum steht. Die alltägliche Szene ist in höchst artifizieller Weise präsentiert. So drückt sich im Einfangen eines flüchtigen Moments die Bewusstwerdung über die Vergänglichkeit irdischen Lebens aus. Die Gattung Stillleben erfreute sich im 17. Jahrhundert besonderer Beliebtheit. Sie diente als Spiegelfläche für die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Diesseits, Vergänglichkeit und Tod. Zugleich manifestieren sich im Genre des Stilllebens der aufblühende Handel und die Entwicklung des autonomen Kunstmarktes. Hinz, der in Altona und Hamburg ansässig war, etablierte sich bereits zu Lebzeiten als Virtuose in seinem Fach. Wahrscheinlich an den niederländischen Zeitgenossen geschult, gilt er als der erste und bedeutendste Hamburger Stilllebenmaler. Die Hamburger Kunsthalle besitzt von ihm insgesamt acht Gemälde.

Ann-Kathrin Hubrich

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 69cm x 77.5cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, Geschenk der Holsten-Brauerei anlässlich ihres hundertjährigen Bestehens, 1977 Inv. Nr.: HK-5272 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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