Andy Warhol
The American Indian - Russell Means, 1976
Der amerikanische Indianer - Russell Means
Die Details des im Dreiviertelprofil dargestellten Mannes sind kaum auszumachen, so dunkel wählte Andy Warhol die Farben des Körpers im Kontrast zu dem leuchtend gelben Hintergrund. Zwei lange Zöpfe und ein verziertes Oberteil tragend, erwidert der porträtierte Russell Means (1939-2012) aus entschlossenen Augen den Blick seines Gegenübers. Als in South Dakota geborener Oglala Sioux war er Anführer des American Indian Movement, welches sich in den 1970er Jahren in einem erbitterten Kampf für die Rechte der indigenen Bevölkerung in den USA einsetzte. 1976, zum 200-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeitserklärung der USA, entstand die Porträtserie The American Indian - Russell Means des Pop Art-Künstlers Andy Warhol. Dieser interessierte sich stets für massenmediale Bilder und Werbestrategien – so greift das Bildnis mit dem strahlenden Gelb zwar eine mediale Signalfarbe auf, stellt dieser jedoch die verdunkelte, schattenhaft wirkende und durch den dicken Farbauftrag jede Leichtigkeit verweigernde Präsenz des personifizierten Wiederstandes und Kampfes um Land und Boden entgegen. Warhol malte mit breiten Strichen den gelben Hintergrund, bedruckte die Leinwand mehrfach im Siebdruckverfahren mit dem Bildnis Russell Means und übermalte einige Partien wie die Augen und Nase mehrfach. Ohne eine unmittelbar zu entschlüsselnde politische Botschaft zu verfassen, hielt und hält Warhol der amerikanischen Gesellschaft mit diesem Bildnis bis heute den – äußerst düsteren – Spiegel vor.
Inga Dreesen