Raymond Hains
No 14, 1963
Plakate informieren, wecken Wünsche und appellieren an Bedürfnisse. In unserer konsumorientierten Gesellschaft werden sie gar zu Ikonen. Raymond Hains bedient sich für seine Arbeit gefundener Plakate, die durch jahrelange Überklebung dicht zusammengepresst sind, reißt sie ab, sodass mehr und mehr der unteren Schichten fragmentarisch wieder zum Vorschein kommen und arrangiert sie zu einem Bild. Dies fußt zum einen auf der Realität – Plakate werden ständig überklebt, abgerissen, verschmiert. Zum anderen ist diese Art des Umgangs mit den Überresten einer werbeorientierten Welt auch ein Ausdruck des Zweifels, eine Taktik, die Möglichkeiten eröffnet. Wünsche werden nicht gelenkt und auf eine bestimmte Sache konzentriert, sondern im Gegenteil freigesetzt und zurückprojiziert. Die produzierte Wunschwelt ist zerstört, übrig bleiben die originären Träume des Betrachtenden, die durch die Schnelllebigkeit des Alltags so oft überlagert werden.
Juliane Au
Posters inform, awaken desires and appeal to our needs. In our consumer-oriented society, they have even become icons. For his work, Raymond Hains uses found posters that have been pressed tightly together for years into layers, and rips them apart so that more and more of the lower layers emerge in fragments, which he arranges into a new image. On the one hand, this is a process that takes place naturally - posters are constantly pasted over, torn off, smeared. On the other hand, this way of dealing with the detritus of an advertising-oriented world is also an expression of doubt, a tactic that opens up possibilities. Desires are not directed and concentrated on a specific thing, but on the contrary are released and reflected back. The produced world of desire is destroyed, and what remains are the genuine dreams of the viewer, which are so often eclipsed by the fast pace of everyday life.
Juliane Au