Max Ernst
Grätenblumen (Fleurs arêtes), 1928
Um die Phantasie anzuregen, hatte Leonardo da Vinci vorgeschlagen, eine verwitterte Mauer zu betrachten, in der lebendige Formen zum Vorschein kämen. Max Ernst entwickelte in Erinnerung daran ein Verfahren, Zufallsstrukturen aus der Natur zur Grundlage seiner Bilder zu machen. In seinen Frottagen rieb er Holzmaserungen auf Papier durch. In diesem Bild entwickelte er seine Technik weiter und erzielte mit rein malerischen Mitteln den Eindruck natürlicher Strukturen. Dabei erscheinen die reliefartigen Linien wie Fischgräten, manche gemalten Flächen erinnern an Marmor und Muschelgebilde. Zugleich ergibt die collageartige Malerei ein Stillleben: Die Flächen wirken wie keramische Vasen, die Grätenformen wie Stängel mit Blüten.
Christiane Vierhufe