Oskar Kokoschka

Mädchen mit Tonpuppe, 1922

Ein junges Mädchen in rotem Kleid hält ein nacktes Kind in den Armen. Beide Figuren weisen eine gewisse Starrheit auf, was zum einen der Malweise geschuldet ist: In seinen Dresdner Jahren vereinfachte Kokoschka die Formen stark und nutzte die Leuchtkraft der Primärfarben, um seine Werke vor allem aus der Fernsicht wirksam werden zu lassen. Zum anderen deutete er später den Inhalt seines Bildes neu und änderte dessen Titel: Aus Mutter mit Kind wurde Mädchen mit Tonpuppe. Nach Auskunft des Künstlers stellte er mit der grünlichen Puppe eine Skulptur einer befreundeten Bildhauerin dar. Sie wirkt in den Armen des Mädchens unbelebt, wie ein Ersatz für etwas Abwesendes. Jenes Spiel mit Realität und Illusion der menschlichen Figur erinnert an die lebensgroße Puppe, die Kokoschka sich 1918 nach dem Vorbild seiner ehemaligen Geliebten Alma Mahler hatte anfertigen lassen. Der Versuch, mit Hilfe der Puppe den Verlust der Frau zu bewältigen, misslang: Wie die Puppe auf dem Gemälde blieb auch die Figur Almas leblos.

Anna Heinze

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 110cm x 70.5cm (Bild) 135.5cm x 96cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, Geschenk der British American Tobacco, Hamburg, 1958 Inv. Nr.: HK-5025 Sammlung: Klassische Moderne © SHK/Hamburger Kunsthalle / bpk © VG Bild-Kunst, Bonn Foto: Elke Walford

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