Séraphine Louis

Die blaue Séraphine (La Séraphine bleue), um 1930

Gleichermaßen fedrig wie stachelig anmutend wuchert das palmenartige, in gelben, roten und grünen Lackfarben gemalte Gewächs über die gesamte Bildfläche. Séraphine Louis, neben Henri Rousseau die bekannteste französische naive Malerin, versah ihr Gemälde mit dem Titel »Die blaue Séraphine«. Interessanterweise gestaltete sie nicht den Baum selbst in Blau, sondern dessen Umraum – verstand sie ihr Bild als Selbstporträt und sollte sie in jener blauen Farbfläche sich selbst gesehen haben? In ihren zahlreichen Pflanzenbildern entwarf Louis umfassende Metamorphosen von Mensch und Natur, Körper und Umwelt, und sie ließ die Darstellungen stets zwischen Landschaft, Stillleben und Porträt changieren. Wenige Fakten vom Leben der Künstlerin sind überliefert; sie gilt heute als exzentrische Autodidaktin, religiöse Psychotikerin und malende Putzfrau des berühmten Berliner Kunsthändlers Wilhelm Uhde, der ihr Talent entdeckte. Der Mythos um Séraphine Louis legt sich als Deutungsfolie über ihre Werke und ist bei der Betrachtung ihrer Bilder sowohl mitzudenken als auch kritisch zu hinterfragen.

Inga Dreesen

Details zu diesem Werk

Lackfarbe auf Leinwand (Ripolin auf Leinwand, lt. WVZ, S. 232) 146.2cm x 114cm (Bild) 163.5cm x 131cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, erworben 1957 Inv. Nr.: HK-5004 Sammlung: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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