Abraham de Lust (tätig in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts)
Blumenstück
Das an einem blauen Band aufgehängte Blumengewinde aus Rosen, Mohnblumen, Stockrosen, Kapuzinerkresse, Glockenblumen und Akelei ist Teil einer größeren Komposition, worauf die Volute einer (hölzernen?) Rahmung unten rechts hindeutet. Die Volute stammt vermutlich von einer Kartusche, deren Mittelbild von Blumengirlanden vollständig gerahmt war; das Hamburger Fragment bildete wohl den oberen linken Teil der Komposition. Zwei signierte Kartuschenbilder De Lusts mit vergleichbaren Blumengirlanden befinden sich in Prag und auf Schloß Mosigkau; das gerahmte Mittelbild stellt auf dem ersten einen sitzenden Mann mit Pfeife dar,1 auf dem zweiten Maria mit dem Jesuskind.2
Die Zuschreibung von Inv. 470, früher als Werk des Hamburger Malers Franz Werner Tamm (1658-1724) angesehen, stammt von Meijer.3 Dafür spricht der weiche Farbauftrag und die cremefarbene Tonigkeit der Blütenblätter mit den perligen Tautropfen, die an Stilleben Simon Verelsts erinnern. Die Libelle oben rechts kommt auf einem Blumenstück De Lusts in Braunschweig4 und auf einem Feston in Berlin vor.5 Neben großformatigen Kartuschenbildern malte De Lust auch Blumengestecke in der Nachfolge Willem van Aelsts.
Thomas Ketelsen 2001
1 Lw., 97 x 79 cm, bez. a. de lust, Národní Galerie, Prag,
Inv. 0 1653; H. Seifertová, A. K. Sevcík, Et in Hollandia ego. Holländische Malerei des 17. und frühen 18. Jahrhunderts aus den Sammlungen der Nationalgalerie Prag, Prag 1998, S. 100 f., Nr. 41.
2 Lw., 159 x 157 cm, bez. A. de Lust, Staatliches Museum Schloß Mosigkau, Inv. 65; Katalog der Gemälde. Alter Bestand, bearb. v. H. Dauer, Dessau-Mosigkau 1988, S. 21 f., Kat. 17,
Abb. 25. Eine ähnliche Kartusche auch auf einem weiteren Gemälde De Lusts, Verst. London (Christie's), 11. 12. 1992,
Nr. 85.
3 Fred G. Meijer, Den Haag, briefl. Mitt. vom 23. 8. 1991.
Laut Katalog 1930 schlug Zarnowska Jan Weenix als Maler vor, mündl. Mitt. vom 12. 12. 1928.
4 Lw., 52,1 x 41,5 cm, bez. a. d. lust, Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig, Inv. 439; Katalog Braunschweig 1983, S. 129.
5 Lw., 76 x 56 cm, Staatliche Museen Berlin, Gemäldegalerie, Inv. 1505 (als Rachel Ruysch); Katalog Berlin 1996, S. 108,
Abb. 1574.
Lit.: Katalog 1918, S. 161 f. (als Tamm); Katalog 1921, S. 167; Katalog 1930, S. 159 (als Tamm?); Katalog 1956, S. 151; Katalog 1966, S. 156 f. (als Tamm?).