Absolon Stumme

Hl. Christophorus

Vor einem aufgespannten Brokatvorhang watet Christophorus, das Christuskind auf der Schulter, durchs Wasser. Das zunehmend größer werdende Gewicht des Kindes, das den Riesen glauben macht, er trüge das Gewicht der Welt auf den Schultern, lässt ihn sich erschöpft an die Stirn greifen. Die Weltkugel in der linken Hand und die Rechte zum Segensgestus erhoben, gibt sich das Christuskind dadurch zu erkennen, dass es den Wanderstab des Christophorus ergrünen lässt. Unter einem dunkelgrünen Umhang trägt dieser einen kurzen, mit einem weißen Tuch gegürteten und golddurchwirkten Brokatrock mit Granatapfelmuster.
Die Darstellung bildete ursprünglich den Außenflügel eines Wandretabels, über dessen Aufbau und Geschichte keinerlei Erkenntnisse vorliegen.1 Beim Brand Hamburgs 1842 rettete der Maler Otto Speckter die Tafel aus der St. Petrikirche. Bereits Heise schrieb Inv. 461 aus stilistischen Gründen dem gleichen Künstler zu, der auch den heute in Warschau befindlichen ehemaligen Hochaltar des Hamburger Doms schuf.2 Unmittelbar zuvor war der Maler dieses Altars als Absolon Stumme identifiziert worden.3 Die stilistische Übereinstimmung zwischen der Christophorus-Tafel und den Bildfeldern des Flügelaltars ist auch von Busch nicht angezweifelt worden, der beide Werke mit Hinrik Bornemann in Verbindung zu bringen versuchte.4
Gegenüber seinem Werkstattvorgänger Hinrik Funhof (siehe Inv. 602) scheinen die harten, gotisierenden Formen Stummes eher einen Rückschritt darzustellen. »Ein hölzern marschierender Greis von mürrischem Ausdruck«, so lautete Heises Charakterisierung der Christophorus-Tafel.5 Wegen der Übereinstimmungen mit dem 1499 datierten Hochaltar des Doms wird von einer Entstehung um 1500 ausgegangen. Nach der dendrochronologischen Untersuchung ist eine Datierung jedoch bereits ab 1490 denkbar; das verwendete Holz stammt aus dem Baltikum.6
G. W.

Details zu diesem Werk

Eichenholz 121.2cm x 42.2cm (Bild) 145cm x 66cm (Rahmen) Geschenk von Frau Otto Speckter, 1891 Inv. Nr.: HK-461 Sammlung: Alte Meister Bildnachweis: Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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