Am Himmel haben sich dunkle Wolken zusammengebraut, doch am Horizont ist bereits ein Hoffnungsschimmer zu erkennen. Überlebensgroß treten uns die Figuren der Beweinungsszene auf engem Bildraum entgegen. Das Spiel von Licht und Schatten betont den toten Körper des Erlösers, dessen Wundmale auffällig zurückgenommen sind und dessen Haut vom Blut bereits rein gewaschen ist. Ebenso vom Licht angestrahlt sind das zum Himmel gerichtete, trauernde Gesicht der Gottesmutter sowie das vom Weinen errötete Antlitz der Maria Magdalena, die Christus in den Armen hält.
Im Hintergrund stehen Johannes, der Lieblingsjünger, mit zum Gebet gefalteten Händen, Nikodemus in nachdenklicher Pose und Joseph von Arimathia völlig entkräftet und verzweifelt auf die am Kreuz lehnende Leiter gestützt. Zu den Füßen Christi kniet vermutlich Maria Kleophas, rechts im Dunkel verweilt eine Frau mit Silberschüssel. Ganz im Sinne des Barock prägen große, pathosgeladene Gesten die Figuren in ihren Reaktionen auf den Erlösertod: Wir sehen tiefe Trauer, stille Hoffnung sowie inwendige Reflexion über die Bedeutung des Geschehenen.
Jordaens malte das Thema der Beweinung mehrfach und griff dabei auf eigene Studien und Vorzeichnungen zurück. Eine zwischen 1650 und 1660 datierte Fassung des Bildthemas befindet sich im Museo del Prado in Madrid. Trotz entscheidender Veränderungen treten in beiden Gemälden eine ähnliche Figurenanlage sowie das Interesse des Künstlers an der perspektivischen Verkürzung des Christus-Körpers zutage. Jordaens gehört neben Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck zu den bedeutendsten Malern des Barock der damaligen spanischen Niederlanden. Nach dem Tod seiner Malerkollegen im Jahr 1640 (Rubens) und 1641 (van Dyck) übernahm Jordaens repräsentative Aufträge und avancierte zum wichtigsten Künstler der Stadt Antwerpen.

Ann-Kathrin Hubrich

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung: Auf dem Zettel im Vordergrund bezeichnet: "[...] ΙΗΣΟΥΣ"

  Beschriftung fremd: Rückseite: Rotes Lacksiegel auf dem Spannrahmen oben; Aufkleber auf dem Spannrahmen unten 38.

• Provenienz

  Die Provenienz dieses Werkes ist entweder bislang nicht bekannt oder wird momentan bearbeitet bzw. eingehender erforscht. Sobald fundierte Kenntnisse vorliegen, werden wir sie Ihnen hier zur Verfügung stellen.
  Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen? Bitte richten Sie eine Nachricht an Dr. Ute Haug unter ute.haug@hamburger-kunsthalle.de

• Bibliographie

  Hamburger Kunsthalle. Meisterwerke der Gemälde-Galerie, Herausgeber: Alfred Hentzen, 1969, S. 447, Abb. S. 65, Abb.-Nr.

  Meisterwerke der Hamburger Kunsthalle, Hans Platte, 1958, S. 33, Abb. S. 23, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 25

  Kunsthalle zu Hamburg. Führer durch die Ausstellung der Geschenke und Erwerbungen 1912, 1912, S. 17, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 9

  De tekeningen van Jacob Jordaens, Roger-Adolf d'Hulst, 1956, S. 220, Abb.-Nr.

  Wissenschaftliches Verzeichnis der älteren Gemälde der Galerie Weber in Hamburg, Karl Woermann, 1892, S. 140-141, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 170

  Katalog der Alten Meister der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: Carl Georg Heise, 1966, S. 87, Abb.-Nr.

  Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der Alten Meister, 1921, S. 83, Abb.-Nr.

  Die niederländischen Gemälde 1500-1800, Thomas Ketelsen; Herausgeber: Uwe M. Schneede, 2001, S. 149-151, Abb.-Nr.

  Katalog der Alten Meister der Hamburger Kunsthalle, 1956, S. 84, Abb.-Nr.

  Führer zur Ausstellung alter Gemälde welche der Hamburger Kunsthalle von Herrn Consul Ed. F. Weber leihweise übergeben sind, 1. Lieferung, 1887, S. 24, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 35

  Wissenschaftliches Verzeichnis der älteren Gemälde der Galerie Weber in Hamburg, Karl Woermann, 1907, S. 170-171, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 170

  Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der Alten Meister, Gustav Pauli, 1918, S. 80, Abb.-Nr.

  Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der Alten Meister, 1930, S. 80, Abb.-Nr.

  Die Wandlung des Jacob Jordaens, Hans Kauffmann, 1927, S. 193-196, Abb. S. 1, S. 194, Abb.-Nr.

  Catalogue Raisonné of the Works of the most eminent Dutch, Flemish, and French Painters. Peter Paul Rubens, John Smith, 1830, S. 359, Abb.-Nr.

  Jordaens Drawings, Roger-Adolf d'Hulst, 1974, S. 335 (unter Nr. A 274, A 275), 357 (unter Nr. A 277), 358 (unter A 278), 359 (unter Nr. A 280), Abb.-Nr.

  Jordaens, Leo van Puyvelde, 1953, S. 105, 192, Abb.-Nr.

  Jacob Jordaens; Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen, 1905, S. 42, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 22

  Jacob Jordaens (1593-1678), Marc Vandenven u. a.; Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen, 1993, S. 244-246, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. A 79

  Catalogue Raisonné, or a List of the Pictures in Blenheim Palace, G. Scharf, 1862, S. 54, Abb.-Nr.

  Meisterwerke niederländischer Maler in der Galerie Weber zu Hamburg, Karl Woermann, 1891, S. 31, Abb.-Nr.

  Album der tentoonstelling Jacob Jordaens, Herausgeber: Uitvoerend Comiteit, 1905, S. 42, Abb. S. Taf. 22, Abb.-Nr.

  Jacob Jordaens et son œuvre, P. Buschmann jr., 1905, S. 67, Abb.-Nr.

  Die Jordaens-Ausstellung in Antwerpen, Abraham Bredius, 1906, S. 35, Abb.-Nr.

  Die Flämische Malerei des XVII. Jahrhunderts, Rudolf Oldenbourg, 1922, S. 114, Abb.-Nr.

  Further Drawings by Jacob Jordaens, Roger-Adolf d'Hulst, 1963, S. 23-24, Abb. S. 4, Abb.-Nr.

  Una ›Piedad‹ de Jacobo Jordaens en la Iglesia de San Alberto de Sevilla, M. Díaz Padrón, S. 202, 204, Abb. S. 5, Abb.-Nr.

  Jacob Jordaens, Roger-Adolf d'Hulst, 1982, S. 208, 229, Abb. S. 199, Abb.-Nr.

  Jordaens' Leben und Werke, Max Rooses, 1906, S. 139-140, Abb. S. S. 141, Abb.-Nr.

  De Eeuw van Rubens, Leo van Puyvelde; Musées Royaux des Beaux-Arts des Belgique, 1965, S. 109 (unter Nr. 116), Abb.-Nr.

  Jacob Jordaens. Zur Ikonographie und Bildregie seiner Historienbilder, Rüdiger Klessmann, 1992, S. 157, Abb.-Nr.

  Galerie Weber Hamburg, Rudolph Lepkes Kunst-Auctions-Haus; Berlin, 1912, S. 86-87, Abb. S. Taf. 56, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 198

  Rubens, van Dyck, Jordaens, Barock aus Antwerpen, Philipp, Michael; Herausgeber: Westheider, Philipp; Bucerius Kunstforum, Hamburg, 2010, Abb. S. S. 31, Abb.-Nr.