Ottmar Elliger d. J., Werkstatt

Das Gastmahl der Kleopatra

360 Das Gastmahl der Kleopatra

Leinwand, 56 x 69 cm. Bez. unten rechts
N. O Elliger.
ZUSTAND: Leinwand doubliert. Restaurierung 1948, 2006.
PROVENIENZ: Slg. Johann Georg Eimbke, Hamburg 1761; Verst. Slg. Eimbke, Berlin, 18. 5. 1764, Nr. 38; Slg. Nathan Meyer, Altona; Verst. Slg. Meyer, Altona, 10 ff. 10. 1814, Nr. II/41 (als de Lairesse); Slg. Otto Christian Gaedechens, Hamburg 1828; 1889 Geschenk der Cipriano-Francisco-Gaedechens-Stiftung.

Pendant zu Inv. 359. Die Kulisse für die auf einen schmalen Bühnenraum begrenzte Szene bildet eine theaterhaft-pompöse Architektur, geschmückt mit Statuen, Reliefs, Girlanden und Draperien in dramatischer Lichtführung. An reich gedeckter Tafel haben die Gäste Platz genommen, um Zeugen der von Kleopatra zur Schau gestellten Verschwendung zu werden. Dargestellt ist eine von Plinius d. Ä. überlieferte Begebenheit: um ihren Wohlstand und Einfallsreichtum zu demonstrieren, wettet Kleopatra mit ihrem Geliebten und späteren Gatten Marcus Antonius darum, eine Mahlzeit im Wert von mehr als zehn Millionen Sesterzen verspeisen zu können. Sie lässt zunächst ein üppiges Mahl servieren und trumpft gegenüber Antonius auf, indem sie zum Nachtisch eine der beiden wertvollsten Perlen aus ihrem Besitz in starkem Essig auflöst und trinkt.1
Beide Gegenstücke wurden schon im Katalog der Slg. Eimbke von 1761 als »Compagnons« aufgeführt und teilen seitdem die gleiche Provenienz.2 Bislang wurden sie als eigenhändige Werke ausgewiesen, nach jüngsten Forschungsergebnissen müssen jedoch beide als Werkstattarbeiten gelten.3 Lediglich die für Elliger sonst nicht nachzuweisende Bezeichnung N O Elliger gibt zu denken, wobei die Abkürzung N – als »naar/nach« gelesen – freilich für Kopien ungewöhnlich ist.
Inv. 360 ist eine Replik nach der um 1715 anzusetzenden, eigenhändigen Fassung in Basel;4 das Pendant wiederholt das Basler Gegenstück. Kompositorisches Vorbild für das Bildpaar in Basel und damit auch von Inv. 359 und 360 ist jeweils eine Radierung von Elligers Lehrer Gérard de Lairesse, wobei die Figurenstaffage allerdings in beiden Bildern vergrößert ist.5 Weitere Fassungen sind in Privatbesitz und im Kunsthandel zu finden.6 Elligers Gemälde wiederum diente Georg Friedrich Dinglinger als Vorlage für sein kompositorisch modifiziertes Emailbild im Pretiosensaal des Grünen Gewölbes in Dresden.7
U. D.

1 Plinius d. Ä., Naturalis Historiae IX.58,119-121. Vgl. auch
H. Volkmann, Kleopatra, Politik und Propaganda, München 1953, S. 86-102.
2 Beide Gemälde wurden 1764 für 142 Rt. verkauft, vgl. Ketelsen/Stockhausen 2002, Bd. 1, S. 602.
3 Vgl. Roll 2001, Bd. 3, S. 238 f., Nr. W 5.
4 Lw., 55 x 68 cm, bez. O. Elliger fecit, um 1715, Kunstmuseum Basel, Inv. G 1984.14.
5 Für Inv. 360 handelt es sich um Das Gastmahl der Kleopatra, Radierung, 36 x 47,9 cm, siehe A. Roy, Gérard de Lairesse (1640-1711), Paris 1992, S. 271 f., Nr. G 88, Abb.
6 Siehe Roll 2001, Bd. 3, S. 69, unter Nr. G 22.
7 Vgl. von Watzdorf 1962, Bd. 2, S. 312 f.; Syndram 1994, S. 90.

AUSST.: Einführung 1905, S. 71, Nr. 336; Bernard Andreae, Karin Rhein [u. a.], Kleopatra und die Caesaren, hrsg. v. Ortrud Westheider, Karsten Müller, Ausst.-Kat. Bucerius Kunst Forum, Hamburg 2006, S. 224 f., Nr. 64 (m. Abb.).
LIT.: Beschreibung derjenigen Sammlung verschiedener Original-Gemählde von italienischen, holländischen, französischen und deutschen Meistern, welche das Cabinet ausmachen, von Johann Georg Eimbke, Berlin 1761,
S. 51 f., Nr. 38; Gaedechens 1828, S. 6, Nr. 13; Gaedechens 1853, S. 2, Nr. 37; Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg 1889, Hamburg 1890, S. 21; Alfred Lichtwark, Kunsthalle zu Hamburg. Zur Wieder-Eröffnung am 23. Dezember 1890, München 1890, S. 19; Katalog 1918, S. 47, Nr. 360; Katalog 1921, S. 48; Katalog 1930, S. 45; Katalog 1956,
S. 57; Erna von Watzdorf, Johann Melchior Dinglinger. Der Goldschmied des deutschen Barock, 2 Bde., Berlin 1962, Bd. 2, S. 312 f., Abb. 402; Katalog 1966, S. 59; Günter Busch, Bildkunst im Zeitalter Johann Sebastian Bachs, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen 1971, S. 106, unter Nr. 134; Boris Lossky, Tours, Musée des Beaux-Arts. Peintures du XVIIIe siècles, Paris 1962, o. S., unter Nr. 193; Andor Pigler, Barockthemen: eine Auswahl von Verzeichnissen zur Ikonographie des 17. und 18. Jahrhunderts, 3 Bde., Budapest 21974, Bd. 2, S. 403; Dirk Syndram, Der Grüne Raum, in: ders. (Hrsg.), Das Grüne Gewölbe zu Dresden. Führer durch seine Geschichte und seine Sammlungen, Berlin 1994, S. 90; Monika Meine-Schawe, Martin Schawe, Die Sammlung Reuschel. Ölskizzen des Spätbarock, München 1998, S. 62, unter Nr. 4, Anm. 5; Carmen Roll, Ottmar Elliger d. J. (1666-1732). Leben und Werk, 3 Bde., Phil. Diss. Augsburg 2001 (Ms.), Bd. 3, S. 235 f., Nr. W 4 (als Werkstattarbeit); Thomas Ketelsen, Tilmann von Stockhausen, Verzeichnis der verkauften Gemälde im deutschsprachigen Raum vor 1800, 3 Bde., München 2002, Bd. 1, S. 602.

Details zu diesem Werk

Leinwand 56cm x 69cm (Bild) 70cm x 83.5cm (Rahmen) Cipriano Francesco Gaedechens-Stiftung 1889 Inv. Nr.: HK-360 Sammlung: Alte Meister Bildnachweis: Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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