Balthasar Denner
Jacob van Schuppen, Mitarbeit
Franz de Paula Ferg, Mitarbeit
Franz Werner von Tamm, Mitarbeit

Drei Kinder des Ratsherrn Barthold Hinrich Brockes, um 1724

Dargestellt sind die ersten drei Kinder des Hamburger Ratsherrn Barthold Hinrich Brockes (siehe Inv. 400), Barthold Hinrich (geb. 1715), Johann Bernhard (geb. 1716) und Anna Ilsabe (geb. 1717). Letztere, in blauem Kleid mit Spitzenbesatz und Schürze, sitzt auf einer Bank und wird eingerahmt von den beiden stehenden Brüdern in rotem bzw. grünem, goldbetresstem Samtrock; Barthold Hinrich hat die Rechte um sie gelegt, Johann Bernhard hält den Korb, dem seine Schwester einen Pfirsich und eine Rose entnommen hat. Im Hintergrund die Aussicht in einen Park und eine steinerne Prunkvase auf hohem Postament.
Während Denner zwischen 1728 und 1731 für Brockes zwei weitere Gruppenbildnisse von dessen Kindern malte (siehe Inv. 35 und 37), stellt dieses erste die Gemeinschaftsarbeit von vier Künstlern dar. Die Entstehung des Gemäldes in Hamburg und Wien rekonstruierte Gerkens anhand der Biographien der Beteiligten.1 Wie bei Bildnissen üblich, malte zuerst Denner 1720/21 in Hamburg die Köpfe der Kinder, die eigentlichen »Portraits« der Aufschrift auf der Rückseite, bevor er über Amsterdam nach London reiste.
Ein Aufenthalt Fergs, um 1720 in Braunschweig und Salzdahlum tätig, im nahen Hamburg ist nicht belegt; vermutlich aber malte er den Landschaftshintergrund, bevor Brockes bei seiner Reise als Gesandter nach Wien im Mai 1721 das Gemälde mitnahm und von den dort ansässigen van Schuppen und Tamm vollenden ließ. Dass Denner bei seinem Aufenthalt in Hamburg 1725, als er Brockes portraitierte, das Gruppenbildnis noch einmal partiell überarbeitete, ist denkbar,2 zumal es trotz der Beteiligung von vier Künstlern an mindestens zwei verschiedenen Orten vergleichsweise einheitlich wirkt.
Das Gemälde ist nach Entstehung der beiden weiteren Bildnisse der Brockes-Kinder auf das Format von Inv. 35 und 37 erweitert worden. G. W.

1 Vgl. Gerkens 1971, passim.
2 So die Annahme Röthels, der etwas widersprüchlich vorschlug, Denner hätte das Bild zwar 1721 »angelegt«, aber erst bei der Überarbeitung 1725 die Portraits eingefügt; siehe Röthel 1938, S. 94, Anm. 138.

AUSST.: Verzeichnis der Neunten vom Hamburger Kunst-Verein veranstalteten Kunst-Ausstellung von Gemälden älterer Meister, Hamburg 1842, S. 12, Nr. 57; Einführung 1905, S. 69, Nr. 329; Pauli 1925, S. 9, Taf. 1; Volk und Familie, Hamburger Kunsthalle 1937, o. S., Nr. 31; Balthasar Denner. Franz Werner Tamm, bearb. v. Gerhard Gerkens, B.A.T.-Haus, Hamburg 1969, S. 16, Nr. 10, Umschlagabb.; Bildkunst im Zeitalter Johann Sebastian Bachs, Kunsthalle Bremen 1971, S. 152, Nr. 306; Gärten, Landhäuser und Villen des hamburgischen Bürgertums, Museum für Hamburgische Geschichte 1975, S. 79, Nr. 13; Martina Sitt, Zu Hamburgs Ehre sowie der Wiener Zier, Blumen … mit Farb und Pinsel pflanzt – Anmerkungen zum Œuvre von Franz Werner Tamm, in: Die unaufhörliche Gartenlust. Hamburgs Gartenkultur vom Barock bis ins 20. Jahrhundert, hrsg. v. Claudia Horbas, Hamburg 2006, S. 139, Abb. 8.
LIT.: Johann Martin Lappenberg (Hrsg.), Selbstbiographie des Senators Barthold Heinrich Brockes, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 2, 1847, S. 229, Anm. 3; Verzeichnis 1863, S. 12; Lichtwark 1898, Bd. 1,
S. 49, 137-141, Abb. S. 133; Katalog 1918, S. 34; Katalog 1921, S. 34 f.; Pauli 1925, S. 9, Taf. 1; Katalog 1930, S. 33 f.; Röthel 1938, S. 68, 94, Anm. 136; Katalog 1956, S. 46; Katalog 1966, S. 48; Meisterwerke 1969, o. S., Abb. 142; Gerhard Gerkens, Zur Datierung von Balthasar Denners Bildnissen der Kinder des Ratsherrn Barthold Heinrich Brockes, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 16, 1971, S. 105-109, Abb. 1; Hanns Theodor Flemming, Porträtist von Fürsten und Senatoren, in: Weltkunst 56, 1986, H. 1, S. 35, Abb.; Volker Plagemann, Kunstgeschichte der Stadt Hamburg, Hamburg 1995, S. 195 f., Abb.; Helmut R. Leppien, Der Bildnismaler Balthasar Denner, in: Die Kunst des protestantischen Barock in Hamburg, hrsg. v. Volker Plagemann, Hamburg 2001 (Vorträge der Stiftung Denkmalpflege Hamburg, 2), S. 181 f., Abb. 3; Christina Haak, Das barocke Bildnis in Norddeutschland. Erscheinungsform und Typologie im Spannungsfeld internationaler Strömungen, Phil. Diss. Münster 1999, Frankfurt a. M. [u. a.] 2001, S. 262, Nr. HH 14, Abb. 97.

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 113.5cm x 92.3cm (Bild) 133.5cm x 112cm (Rahmen) Geschenk der Erben von Hermann Manecke. Hamburg 1858 Inv. Nr.: HK-36 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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