Ottmar Elliger d. J., Werkstatt
Der Tod der Kleopatra
359 Der Tod der Kleopatra
Leinwand, 55,4 x 69 cm. Bez. unten links
N O Elliger.
ZUSTAND: Leinwand doubliert. Restauriert 1916, 1948, 1998, 2006.
PROVENIENZ: Slg. Johann Georg Eimbke, Hamburg 1761; Verst. Slg. Eimbke, Berlin, 18. 5. 1764, Nr. 39; Slg. Nathan Meyer, Altona; Verst. Slg. Meyer, Altona, 10 ff. 10. 1814, Nr. II/42 (als de Lairesse); Slg. Otto Christian Gaedechens, Hamburg 1828; 1889 Geschenk der Cipriano-Francisco-Gaedechens-Stiftung.
Umgeben von Trauernden liegt Kleopatra mit entblößter Brust und weit ausgebreiteten Armen auf einem mit Schnitzereien verzierten Bett. Hinter ihr ist die von Rottönen dominierte Architekturkulisse, ein verschachteltes Arrangement von Treppen, Stützen, Arkadenläufen und Draperien mittels Lichtregie theatralisch in Szene gesetzt. In Feldherrnkleidung und von Soldaten begleitet nähert sich Oktavian der sterbenden Ägypterin, die er als Kriegsbeute nach Rom hatte führen wollen. Das historische Ereignis (30 v. Chr.) ist durch Plinius d. Ä. überliefert und erfreute sich spätestens seit den dramaturgischen Umsetzungen durch Hans Sachs, William Shakespeare oder Daniel Casper von Lohenstein größter Beliebtheit in der bildenden Kunst.1
Trotz der Ausschmückung mit einer Reihe motivischer Details wurde auf die Darstellung der Schlange, mit der sich die ägyptische Herrscherin vergiftete, verzichtet. Das Sujet wurde auch als Tod der Semiramis oder der Sophonisbe gedeutet.2 Das Pendant, Das Gastmahl der Kleopatra (Inv. 360), und die Bildvorlage legen jedoch die Identifizierung als Kleopatra nahe.
Zur Signatur und der Frage der Eigenhändigkeit siehe Inv. 360. Ebenso wie dem Gegenstück geht der aus der Werkstatt Elligers stammenden Fassung ein um 1715 datiertes, heute im Kunstmuseum Basel aufbewahrtes Gemälde voraus.3 Es basiert wiederum auf einer Komposition Gérard de Lairesses.4 Weitere von Elliger signierte oder diesem zugeschriebene Varianten des Motivs befinden sich in Tours und Augsburg (als Tod der Dido) sowie im Auktionshandel und lassen auf eine große Verbreitung und Käuferschaft schließen.5 U. D.
1 Plinius d. Ä., Naturalis Historiae X. 58. Vgl. auch H. Volkmann, Kleopatra, Politik und Propaganda, München 1953, S. 184-203.
2 Siehe Eimbke 1761, S. 51, Nr. 39 (»Tod der Königin Semiramis«).
3 Lw., 55 x 67,5 cm, bez. O. Elliger, um 1715, Kunstmuseum Basel, Inv. G 1984.1.
4 Das Vorbild für Inv. 359 ist de Lairesses Tod der Kleopatra, Lw., 74,9 x 95,6 cm, Art Gallery of Ontario, Toronto, Inv. 67-37; vgl. A. Roy, Gérard de Lairesse (1640-1711), Paris 1992, S. 272 f., Nr. P 97, Abb.
5 Lw., 60 x 73,5 cm, Musée des Beaux-Arts, Tours, Inv. D 58-4-2; vgl. B. Lossky, Tours, Musée des Beaux-Arts. Peintures du XVIIIe siècles, Paris 1962, o. S., Nr. 193 (mit Erwähnung von Inv. 359). – Lw., 59 x 72 cm, Deutsche Barockgalerie, Augsburg, Inv. L 335; siehe Deutsche Barockgalerie. Katalog der Gemälde, Augsburg 21984, S. 70, Abb. 31 (mit Erwähnung von Inv. 359). – Für Beispiele aus dem Auktionshandel siehe Roll 2001, Bd. 3,
S. 230-247, Nr. W 1-3, W 6, W 9 (Werkstattarbeiten).
AUSST.: Einführung 1905, S. 71, Nr. 337 (als Tod der Sophonisbe); Günter Busch, Bildkunst im Zeitalter Johann Sebastian Bachs, Kunsthalle Bremen 1971, S. 106, Nr. 134, Abb. 204 (als Tod der Kleopatra); Bernard Andreae, Karin Rhein [u. a.], Kleopatra und die Caesaren, hrsg. v. Ortrud Westheider, Karsten Müller, Ausst.-Kat. Bucerius Kunst Forum, Hamburg, München 2006, S. 226 f., Nr. 65 (m. Abb.).
LIT.: Beschreibung derjenigen Sammlung verschiedener Original-Gemählde von italienischen, holländischen, französischen und deutschen Meistern, welche das Cabinet ausmachen, von Johann Georg Eimbke, Berlin 1761, S. 51 f., Nr. 39 (als Tod der Königin Semiramis); Gaedechens 1828, S. 6, Nr. 14 (als Tod der Kleopatra); Gaedechens 1853, S. 2, Nr. 38; Alfred Lichtwark, Kunsthalle zu Hamburg. Zur Wieder-Eröffnung am 23. Dezember 1890, München 1890, S. 21 (als Tod der Sophonisbe); Katalog 1918, S. 47, Nr. 359; Katalog 1921, S. 48; Katalog 1930, S. 44 f. (als Tod der Kleopatra); Katalog 1956, S. 56; Erna von Watzdorf, Johann Melchior Dinglinger. Der Goldschmied des deutschen Barock, 2 Bde., Berlin 1962, Bd. 2, S. 313; Katalog 1966, S. 58; Andor Pigler, Barockthemen: eine Auswahl von Verzeichnissen zur Ikonographie des 17. und 18. Jahrhunderts, Budapest 21974, Bd. 2, S. 403; Katalog der Erwerbungen der Graphischen Sammlung Staatsgalerie Stuttgart 1983-1990, Stuttgart 1991, S. 22, unter Nr. 7; Monika Meine-Schawe, Martin Schawe, Die Sammlung Reuschel. Ölskizzen des Spätbarock, München 1998, S. 62, unter Nr. 4, Anm. 5; Dirk Syndram, Der Grüne Raum, in: ders. (Hrsg.), Das Grüne Gewölbe zu Dresden. Führer durch seine Geschichte und seine Sammlungen, Berlin 1994, S. 90; Thomas Ketelsen, Tilmann von Stockhausen, Verzeichnis der verkauften Gemälde im deutschsprachigen Raum vor 1800, 3 Bde., München 2002, Bd. 1, S. 602; Carmen Roll, Ottmar Elliger d. J. (1666-1732). Leben und Werk, 3 Bde., Phil. Diss. Augsburg 2001 (Ms.), Bd. 3, S. 238 f., Nr. W 5 (als Werkstattarbeit).