Ottmar Elliger d. Ä.

Blumenstück, 1678

In einer gläsernen Pokalvase auf mehrfach gestuftem Steinsockel mit dunkel nachgezogenem Kontur sind Blumen unterschiedlichster Art arrangiert: von den bei Sammlern in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begehrten geflammten Tulpen, Iris, Lilien und Anemonen über Rosen in Weiß und Rosa, Prunkwinden, Maiglöckchen und Zitrusblüten bis hin zur Distel. Dem Zusammenspiel von Wild- und Gartenblumen entspricht der Kontrast heterogener Insekten und Tiere im Bild. Neben Schmetterlingen und einem Marienkäfer sind auch jeweils eine Heuschrecke, Spinne und Eidechse dargestellt. Letztere bedroht einen Admiralfalter und zeugt damit nicht nur vom Kampf zwischen den Tieren, sondern weist als Vanitasmotiv auch auf das Ringen zwischen der menschlichen Seele und dem Teufel.1 Bis auf das sich am Bauch der Vase spiegelnde Fenster ist die Umgebung des Blumenstraußes nicht näher bestimmt, doch zumindest als Innenraum ausgewiesen.
Das 1678 in Berlin entstandene Gemälde steht am Ende einer Reihe von Blumenstillleben, die Elliger seit seinem vierjährigen Aufenthalt in Hamburg – wegen der Vorliebe der Hamburger für die niederländische Kunst – erfolgreich verkauft hatte und die ihn schließlich als Hofmaler nach Berlin führten. U. D.

1 Zur Symbolik siehe ausführlich Hauschild 2003, S. 136 f.

AUSST.: Deutsche Maler und Zeichner des 17. Jahrhunderts, Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz 1966, S. 22, Nr. 6, Abb. 6 (Text v. Wolfgang J. Müller).
LIT.: Kunsthalle zu Hamburg. Verzeichnis der Geschenke und Erwerbungen des Jahres 1906, Hamburg 1906, S. 19 f., 23, Nr. 39 (Signatur als »Othomar Elliger«); Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg 1906, Hamburg 1907, S. 10, 33; Carl Georg Heise, Notizen zu niederländischen Bildern in der Hamburger Kunsthalle. Holländische Reise, Mai 1917 (Ms. im Archiv der Kunsthalle), o. S.; Katalog 1918,
S. 46; Katalog 1921, S. 47; Katalog 1930, S. 44; Katalog 1956, S. 56; Ekhart Berckenhagen, Die Malerei in Berlin vom 13. bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert, Berlin 1964, o. S., Abb. 106; Katalog 1966, S. 58; Stephanie Hauschild, Bildnis eines Unbekannten, in: Birte Frenssen, Von Stutzern, Philosophen und Kesselflickern. Malerei des Barock in Hamburg, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Hamburg 1998, S. 54 f., Abb. 4; Stephanie Hauschild, »Planten un Blomen«. Zur Geschichte des Blumenbildes in Hamburg, in: Die Blumenbücher des Hans Simon Holtzbecker und Hamburgs Lustgärten, Keltern-Weiler 2003 (Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg, N. F. 36), S. 130-133, 142, Abb. 1.

Details zu diesem Werk

Leinwand 110.3cm x 78.3cm (Bild) 132cm x 101cm (Rahmen) Inv. Nr.: HK-358 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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