Jan Davidsz. de Heem, Nachfolger

Früchte und Blumen

Das an einem Nagel hängende Feston ist aus Rosen, Winden, Gänseblümchen, Aprikosen, Weintrauben, Pflaumen, Glaskirschen, Feigen, einer Zitrone, Mispeln, Walderdbeeren, Brombeeren und Haselnüssen gebildet. Wegen der Signatur galt Inv. 300 bislang als eigenhändig. Die für De Heem ungewöhnliche Signatur ist alt, Zweifel besteht jedoch an ihrer Authentizität.
Die Früchte wie etwa die aufgeplatzte Feige gehören zum festen Repertoire De Heems, seine Festons sind jedoch opulenter, malerisch brillanter und zumeist von einer blauen Schleife zusammengehalten; im Hintergrund häufig Mauerwerk oder eine Nische.2 Der direkte Vergleich mit gesicherten Werken läßt auf eine Werkstattarbeit schließen.3
Nur wenige der Jan Davidsz de Heem zugeschriebenen Festons sind nach Segal tatsächlich von ihm gemalt. Auch sein Sohn Cornelis und sein Enkel David malten Blumen- und Fruchtgebinde, vergleichbare Festons Cornelis' entstanden seit den fünfziger Jahren.4 Ein Cornelis zugeschriebenes Stilleben ist vermutlich von der gleichen Hand wie Inv. 300, die Erdbeeren dort in ähnlich vereinfachender Manier wiedergegeben.5 Übereinstimmungen bestehen auch zu einem Blumenfeston von David de Heem.6 Inv. 300 dürfte von einem Mitarbeiter oder Nachfolger Jan Davidsz' stammen.7
Segal weist auf eine Stichserie von Jacob Floris de Vriendt sowie auf die Blumengebinde in den Kartuschenbildern von Daniel Seghers (vgl. Inv. 316) als mögliche Vorbilder für De Heem hin.8

Thomas Ketelsen 2001

1 Von der im Katalog 1966, S. 196, transkribierten Signatur sind Teile - De und fe - nur noch unvollständig zu erkennen. Einzelne Buchstaben wurden später nachgezogen. Zu den Signaturen De Heems s. Jan Davidsz de Heem en zijn kring, bearb. v. S. Segal, Ausst. Kat. Centraal Museum, Utrecht, Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig 1991, S. 56.
2 Vgl. Lw., 74 x 60 cm, Rijksmuseum, Amsterdam, Inv. A 138; Segal 1991 (wie Anm. 1), S. 173 f., Nr. 24. - Lw., 85 x 65 cm, National Gallery of Ireland, Dublin, Inv. 11; ebd., S. 173-176,
Nr. 27. Zum Motiv des Festons bei De Heem siehe I. Bergström, Dutch Still-Life Painting in the 17th Century, London/New York 1956, S. 210-212.
3 Es erfolgte u. a. eine Gegenüberstellung mit De Heems Girlande, Staatliches Museum Schwerin, Inv. 156; Segal 1991 (wie Anm. 1), S. 171 f., Nr. 23.
4 Vgl. Lw., 72,5 x 56,5 cm, dat. 1654, Rafael Valls Gallery, London; Segal 1991 (wie Anm. 1), S. 198 f., Nr. 35. - Lw., 39,5 x 56 cm, bez. C. De Heem.f. 1660, Verst. London (Sotheby's), 12. 12. 1979, Nr. 60.
5 Holz, 19,7 x 22,9 cm, bez. DHEEM f; Verst. London (Sotheby's), 8. 4. 1987, Nr. 54., zuletzt Rafael Valls Gallery, London 1991.
6 Lw., 65 x 50 cm, Verst. Köln (Lempertz), 21. 5. 1992, Nr. 57.
7 Pieter Gallis, Jacob Rootius oder Michel Simons, die entsprechende Festons gemalt haben, können als Maler ausgeschlossen werden. Verwandt sind dagegen Werke von Joris van Son und Jan Pauwel I. Gillemans.
8 Segal 1991 (wie Anm. 1), S. 180.

Lit.: Katalog 1918, S. 68; Victor Dirksen, Das Holländische Stilleben des 17. Jahrhunderts, Hamburg 1921, S. 4, Abb., S. 9; Katalog 1921, S. 71; Katalog 1930, S. 67; Marie-Louise Hairs, Les Peintres Flamands de Fleurs au XVIIe Siècle, Paris u. a. 1955, S. 221; Edith Greindl, Les peintures flamands de nature morte au XVIIe siècle, Brüssel 1956, S. 172; Katalog 1956, S. 75; Katalog 1966, S. 78; Helmut Bertram, Stillebenbilder der Kunsthalle, Hamburg 1983, S. 66 f., Abb. 12; Edith Greindl, Les peintures flamands de nature morte au XVIIe siècle, 2. Aufl., Sterrebeek 1983, S. 360, Nr. 54; Marie-Louise Hairs, Les Peintres Flamands de Fleurs au XVIIe Siècle, 2 Bde., 3. Aufl., Brüssel 1985, Bd. 1, S. 396, Bd. 2, S. 30; Gemar-Koeltzsch 1995, Bd. 2, S. 469, Nr. 160/41.

Details zu diesem Werk

Eichenholz cm x cm (Bild) 55cm x 65cm (Rahmen) Inv. Nr.: HK-300 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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