Lucas Cranach d. J.

Caritas, um 1537

Zwei allegorische Motive bilden in dem Gemälde Cranachs d. J. eine christlich-humanistische Tugenddarstellung, die der Künstler auf dem Baumstamm rechts über seinem Familienwappen – einer Schlange mit Flügeln – mit einer Inschrift benennt: Es handelt sich um Caritas, die wichtigste der drei theologischen Tugenden. Die stillende Mutter ist schon in der italienischen Skulptur und Druckgraphik seit dem 14. Jahrhundert Sinnbild der christlichen Nächstenliebe. Die Knaben, die Äpfel vom Baum schlagen und aufsammeln, verweisen darauf, dass die Tugend der Nächstenliebe zur Stärke (fortitudo) anspornt. Cranach d. J. umschloss die Szene mit hohen Hecken und Bäumen und schuf so einen hortus conclusus, in dem die Nacktheit der Figuren auf einen paradiesischen Urzustand verweist, der sich von der zivilisierten Welt der zeitgenössischen Burgarchitektur im Hintergrund abgrenzt. 1530 hatte der Vater des Künstlers, Cranach d. Ä., das Thema der Caritas erstmals mit der Figurengruppe von stillender Mutter und den drei Kindern in der Malerei aufgegriffen.

Anna Heinze

Details zu diesem Werk

Öl auf Eichenholz 48.5cm x 73.2cm (Bild) 66cm x 90.5cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, Vermächtnis Carl Gottfried Sohst, Hamburg 1898 Inv. Nr.: HK-299 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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