Julius Schnorr von Carolsfeld
Die Hochzeit zu Kana, 1819
Schnorrs erstes in Italien ausgeführtes Ölgemälde fällt in die Zeit seines Anschlusses an die Lukasbrüder, deren Gemeinschaft er bis 1820 teilte. Den persönlichen Stellenwert des ohne Auftrag gemalten Bildes bestätigen die Briefe des Malers an seine Familie. Der gläubige Protestant und spätere Schöpfer der Bibel in Bildern erdachte ein religiöses Programmbild, das den Akzent trotz der narrativen Fülle auf die möglichst klare Vermittlung des Bibeltextes (Joh 2,1–11) legte. Der lineare Stil und die leuchtende Farbigkeit gehen auf venezianische und florentinische Vorbilder des Quattrocento zurück, auf Fra Angelico, Ghiberti und Ghirlandaio. Unter den Hochzeitsgästen finden sich Porträts von Zeitgenossen aus dem Familien- und Freundeskreis, außer dem Maler selbst sein Vater und die Schwester, seine Braut,
der Malerfreund Friedrich Olivier (als Lautenspieler) und Carl Friedrich von Rumohr, der väterliche Förderer der Lukasbrüder. Schnorr kehrte Rom nach seiner Mitarbeit an den Fresken der Villa Massimo den Rücken, um sich als Hofmaler Ludwigs I. von Bayern und als Akademielehrer in München neuen Aufgaben zu stellen.
Wolfgang Cortjaens