Rachel Ruysch

Blumenstilleben, 1690 - 1695

Am Rand einer steinernen Tischplatte liegt ein hellerleuchtetes Blumengebinde. Die zentral positionierten Blüten aus Anemonen, Kamelien, Rosen und Primeln füllen die Bildmitte. Zwei Blüten in kräftigem Rot kontrastieren Blumen in Weiß und Zartrosa. Die Leuchtkraft der Farben ist durch den dunklen Hintergrund intensiviert. Das Motiv wird durch Insekten belebt: Ameisen erkunden die Blüten, ein Schmetterling sitzt auf einen Grashalm und eine Libelle auf einer Rose. Der Blumenstrauß nimmt am Kreislauf der Natur teil und ist gleichzeitig Nahrungsquelle. Den Blumen hingegen fehlt die Wasserzufuhr, sie dienen nunmehr als Dekor. Der Blumenstrauß ist ein Symbol des Lebens im häuslichen Ambiente des Menschen. Ruysch führt die Vergänglichkeit eines Blumenstraußes vor Augen, der ohne Wasser zusehends welken wird. Die Insekten befördern den Prozess des Vergehens, Gegenwart und Zukunft treffen in diesem Moment aufeinander. Die kühle, glatte Oberfläche des Tisches, auf dem die Blumen ruhen, erinnert an eine Grabplatte. Dieses Motiv war Ruysch durch ihren Lehrer Willem van Aelst in Delft bekannt. Als Tochter des bekannten Anatomen und Botanikers Frederik Ruysch war sie von klein auf mit Pflanzendarstellungen vertraut. Vor 1700 entstanden mehrere Darstellungen von Blumensträußen im kleinen Format, kurz darauf trat Ruysch der Malergilde in Den Haag bei. In Amsterdam kehrte Ruysch in den 1740er Jahren zum Motiv des liegenden Blumenstraußes zurück.

Josephine Karg

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 35.5cm x 27.2cm (Bild) 49cm x 42cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, Vermächtnis von Carl Gottfried Sohst, Hamburg 1898 Inv. Nr.: HK-29 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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