Alexander Keirincx

Landschaft, 1644 (?)

ja Mächtige Baumgruppen umgeben ein sich in die Tiefe erstreckendes Gewässer; in der ruhigen Oberfläche des Wassers spiegeln sich die Bäume. Wolken ziehen über den Himmel, der niedrig angesetzte, verborgen bleibende Horizont verstärkt den Sog in die Tiefe. Auf dem Weg in den Wald gehen zwei Bäuerinnen mit Rechen, ein Junge und ein älterer Mann.
Charakteristisch für Keirincx' imaginäre Landschaften sind die wuchtigen Eichenbäume mit ihren knorpeligen Wurzeln und dem weit verzweigten Astwerk; eine Vielzahl von Detailskizzen zeugt von einem intensiven Naturstudium. Anders als in seinen frühen Landschaften - die erste stammt von 1620 - sind die Bäume seit den vierziger Jahren in den Mittelgrund geschoben. Die Waldlandschaft am Fluß von 1640 in Braunschweig ist eine der ersten offen komponierten Landschaften.1 Eine Inv. 287 vergleichbare Raum- gliederung mit tiefliegendem Horizont kennzeich-net bereits die 1635 entstandene Waldlandschaft mit der Versuchung Christi in München, auch dort wird der Blick über ein Gewässer in die Tiefe geführt.2 Die Ausführung des Blattwerkes auf Inv. 287 ist dagegen lockerer, der Sandweg und die Baumstämme sind nur skizzenhaft in dünn aufgetragenen Brauntönen angelegt, starke Lokaltöne fehlen. Große Übereinstimmung besteht auch mit einer Wald- und Flußlandschaft in Privatbesitz.3

Thomas Ketelsen 2001

1 Holz, 61 x 85 cm, Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig, Inv. 183; Katalog Braunschweig 1983, S. 111.
2 Holz, 63 x 83 cm, Alte Pinakothek, München, Inv. 2059; Katalog der Älteren Pinakothek, 18. Aufl., München 1936,
S. 120 f.
3 Kunsthandel J. Gans, Den Haag, 1949 (Foto RKD ohne nähere Angaben). Vgl. auch die Flußdurchströmte Waldlandschaft in Dresden, Inv. 1146; Gemäldegalerie Dresden. Alte Meister, bearb. v. A. Walther, Dresden 1992, S. 244.

Ausst.: De Eeuw van Rubens, Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique, Brüssel 1965, S. 125, Nr. 134.
Lit.: Katalog Slg. Hudtwalcker 1854, S. 29; Katalog Slg. Hudtwalcker 1861, S. 93 f.; Bode 1886, S. 14 f.; Leithäuser 1889, S. 35 f.; Katalog 1918, S. 84; Katalog 1921, S. 87; Katalog 1930, S. 84; Edith Greindl, La conception du paysage chez Alexandre Keirincx, in: Jaarboek Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen 1942-47, S. 119; Yvonne Thiery, Le paysage flamand au XVIIe siècle, Paris/ Brüssel 1953, S. 83, 182, 208 (als Datum 1648); Katalog 1956, S. 87; Katalog 1966, S. 90; Wolfgang Stechow, Dutch Landscape Painting of the Seventeenth Century, London 1966, S. 68; Bol 1969, S. 134, Abb. 119; L'or & l'ombre. La peinture hollandaise du XVIIe et du XVIIIe siècle au Musée des Beaux-Arts de Bordeaux, bearb. v. Olivier Le Bihan, Bordeaux 1990, S. 170, Anm. 22 (zu Nr. 43); Yvonne Thiery, Michael Kervyn de Meerendre, Les peintres Flamands de paysage au XVIIe siècle. Le Baroque Anversois et l'école Bruxelloise, Brüssel 1987, S. 57, 242, Nr. 25.

Details zu diesem Werk

Eichenholz 59cm x 74cm (Rahmen) Erworben 1888 aus der Sammlung Hudtwalcker-Wesselhoeft Inv. Nr.: HK-287 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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