Karl Kluth

Küste in Nordschleswig, 1931

In den 1920er Jahren war Hamburg ein attraktiver Ort für junge Künstler*innen. Nicht nur die Museumsdirektoren Gustav Pauli und Max Sauerlandt unterstützten die Moderne; auch eine vielfältige öffentliche und private Förderung prägte das kulturelle Leben. Im Jahr 1929 wurde die Lichtwark-Stiftung gegründet, die »der Unterstützung der schöpferischen Kräfte Hamburgs auf künstlerischen Gebiet« diente. Wohl mit Mitteln dieser Stiftung ausgestattet, deren Kuratorium neben Pauli und Sauerlandt auch die Kunstsammler Paul Rauert und Gustav Schiefler angehörten, reiste Karl Kluth nach Norwegen, um den von ihm verehrten Edvard Munch aufzusuchen.

Kluths Besuch bei dem norwegischen Künstler hatte weitreichende Folgen für seine Bildsprache. »Küste in Nordschleswig« aus dem Jahr 1931 zeigt die Reflexion von Munchs Gestaltungsformen und weist gleichzeitig darüber hinaus. Munch hatte in seinem Gemälde »Mädchen auf der Brücke« einen ausgeprägten Tiefenzug zum Veranschaulichen psychischer Spannung im Bild eingesetzt. Kluth nutzte das gleiche Bildmittel, machte aber mit Fluchtlinien und Kreisbewegungen vor allem die kraftvolle Dynamik der Naturerscheinungen sichtbar. Munchs Gemälde »Winterwald« vermittelt über die düstere Farbigkeit den Eindruck von Einsamkeit und Melancholie – sein Landschaftsbild ist Abbild eines seelischen Zustandes. Auch Kluth arbeitete mit der Wirkung von Farben. Das dunkle Blau, ein fahles Grün sowie vereinzelt gesetztes Gelb und Weiß sind jedoch Stimmungsträger ganz anderer Art: Unbändige, vom Menschen unabhängige Naturkräfte werden anschaulich erfahrbar.

Gabriele Himmelmann

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 75cm x 100cm (Bild) Hamburger Kunsthalle, Geschenk von Emmi Ruben, 1948 Inv. Nr.: HK-2854 Sammlung: Klassische Moderne © Vera Kluth / Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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