Anton Graff

Friedrich Johann Lorenz Meyer, um 1790

Friedrich Johann Lorenz Meyer (1760-1844) entstammte einer Hamburger Kaufmannsfamilie und trat nach Promotion, Auslandsreisen und Heirat 1785 die Stelle eines residierenden Domherrn an. Er wurde zu einem der führenden Köpfe der Patriotischen Gesellschaft und entfaltete eine reiche schriftstellerische Tätigkeit. Zwar konnte der kunstsinnige Meyer in Hamburg als maßgeblicher arbiter elegantiorum gelten, doch war er als letzter Dompräses des Kapitels am Hamburger Dom auch für dessen Abriss 1805 mitverantwortlich.1 Graffs knappes, konzentriertes Halbfigurenbildnis nach links zeigt Meyer als selbstbewussten jungen Mann mit verschränkten Armen vor einem neutralen, grauen Hintergrund.
Malweise und der breite Kragen des Rockes sprechen für eine Entstehung um 1790. Von Berckenhagen ist Inv. 273 dagegen in das Jahr 1781 datiert worden, doch stützte er sich dabei auf zwei Briefe an Graff, bei denen der genannte »Meyer« in keinem Fall mit dem Domherrn identisch ist. Das im November 1781 von Salomon Gessner brieflich erwähnte Bildnis Meyers ist ein Portrait des Bruders Daniel Christian Meyer, »Hr. Meyer aus Hamburg, der in Bordeaux etabliert ist«.2 Auch der von Daniel Chodowiecki in einem Schreiben vom 23. 6. 1781 erwähnte Meyer ist ein Bruder des Dargestellten, der Weinhändler und Kunstsammler Johann Valentin Meyer.3
Es existieren zwei zeitgenössische Kopien im Besitz der Kunsthalle (siehe Inv. 134) und des Museums für Hamburgische Geschichte.4 Das Original wurde 1799 von Johann Gerhard Huck als Schabkunstblatt gestochen5, wobei Frisur und Rock modisch auf den letzten Stand gebracht sind; ein Nachstich von Friedrich Wilhelm Bollinger nach Huck ist 1801 datiert.6 G. W.


AUSST.: Joist Grolle, Kant in Hamburg: Der Philosoph und sein Bildnis, Hamburger Kunsthalle 1995, S. 18, Abb. 8.
LIT.: Lichtwark 1898, Bd. 2, S. 36; Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1916, Hamburg 1917, S. 7, 8, Abb. 2; Katalog 1918, S. 60; Victor Dirksen, Zur Eröffnung des Neubaues der Hamburger Kunsthalle, in: Die Kunst für Alle 34, 1918/19, S. 348; Katalog 1921, S. 64; Gustav Pauli, Die Kunsthalle zu Hamburg 1914-1924, Hamburg 1925, S. 11; Katalog 1930, S. 59; Katalog 1956, S. 70; Karl Veit Riedel, Friedrich Johann Lorenz Meyer 1760-1844, Hamburg 1963, Taf. gegenüber S. 32; Katalog 1966, S. 73; Ekhart Berckenhagen, Anton Graff. Leben und Werk, Berlin 1967, S. 275, Nr. 1006, Abb.

Details zu diesem Werk

Leinwand 62.7cm x 51.3cm (Bild) 74.5cm x 63.5cm (Rahmen) Erworben 1916 Inv. Nr.: HK-273 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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