Anton Graff

Dorothea Elisabeth Schwalb, um 1780

Die in halber Figur nach rechts Portraitierte konnte von Berckenhagen als Dorothea Elisabeth Schwalb, geb. Busse (1745-1799), identifiziert werden.1 Diese hatte 1766 den Hamburger Kaufmann und Kunstsammler August Gottfried Schwalb d. Ä. geheiratet. Sie trägt einen blauen, pelzbesetzten Manteau sowie ein weißes Brusttuch. Beide Hände stecken in einem Pelzmuff, die hohe Frisur bekrönt eine weiße Haube mit blauer Schleife.
Berckenhagen brachte Inv. 267 mit einer Notiz im »Schreibe-Calender« des Künstlers vom 31. 7. 1777 in Verbindung, in der Graff vermerkt, »nach Hamburg die Bilder von Schwalb« geschickt zu haben. Der als Kunstsammler und durch Besuche in Dresden und Leipzig mit Graff bekannte Schwalb war wenige Monate zuvor verstorben. In einem Brief von 1782 schreibt der Kupferstecher Daniel Chodowiecki an Graff, er hätte bei einem Besuch in Hamburg in der Sammlung Schwalb, die seit 1779 zum Verkauf stand, »auch ein Paar Bildnis von Ihnen« vorgefunden.2 Um die erst gegen 1790 entstandenen Pendants des Sohnes der Dorothea Schwalb und dessen Frau kann es sich dabei nicht gehandelt haben.3 So wird Inv. 267, die anhand der hochgesteckten Frisur der Dargestellten zweifellos in diese Zeit datierbar ist, vermutlich zusammen mit einem kleineren Brustbildnis August Gottfried Schwalbs mit der Notiz Graffs von 1777 gemeint gewesen sein.4
Bildaufbau, Haltung und pelzbesetzter Mantel entsprechen einem Anfang der 1770er Jahre entstandenen Halbfigurenportrait einer Unbekannten in Privatbesitz.5 G. W.

1 Berckenhagen 1967, S. 334, Nr. 1261.
2 Briefe Daniel Chodowieckis an Anton Graff, hrsg. v. C. Steindrucker, Berlin/Leipzig 1921, S. 20. Der Verkaufskatalog nennt lediglich ein nicht identifiziertes Herrenportrait (Verzeichniß der Gemälde, welche sich in der Sammlung des verstorbenen Herrn Schwalbe in Hamburg befinden, Leipzig 1779, Nr. 319); die eigentlichen Familienbildnisse dürften an die Angehörigen übergegangen sein.
3 August Gottfried Schwalb d. J. und Elisabeth Schwalb, beide um 1790, Lw., oval, 71 x 56,5 cm, Privatbesitz, Hamburg; siehe Berckenhagen 1967, S. 333, Nr. 1258, Abb., und S. 334 f.,
Nr. 1262, Abb.
4 Lw., 56 x 46,5 cm, Privatbesitz, Hamburg; siehe Berckenhagen 1967, S. 333 f., Nr. 1259, Abb. Eine 1783 datierte »mässige Wiederholung« befand sich bis 1924 in der Hamburger Kunsthalle (Lw., 56,1 x 46,5 cm, Inv. 272; siehe Katalog 1918, S. 62).
5 Lw., 74 x 56 cm, Privatbesitz, Basel; siehe Berckenhagen 1967, S. 382 f., Nr. 1483, Abb.

LIT.: Katalog der neueren Meister, Hamburg 1910, S. 203, Nr. 2 (als unbekannte Dame); Katalog 1918, S. 58; Katalog 1921, S. 62; Katalog 1930, S. 67 f.; Beate Becker, Zur Porträtkunst Anton Graffs, Phil. Diss. Göttingen 1949 (Ms.),
S. 22, Abb. 25; Katalog 1956, S. 69; Katalog 1966, S. 72; Ekhart Berckenhagen, Anton Graff. Leben und Werk, Berlin 1967, S. 334, Nr. 1261, Abb. (als Dorothea Elisabeth Schwalb).

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 84.2cm x 67.7cm (Bild) 101.5cm x 87.5cm (Rahmen) Inv. Nr.: HK-267 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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