Anita Rée
Teresina, 1922-1925
Große, leuchtend gelbe Zitronen hält das junge Mädchen in Händen, den Blick richtet sie versunken in die Ferne. Das grünblau gestreifte Kleid, die üppigen Bananenstauden im Hintergrund und die aufragenden violetten Blüten verkörpern die malerische Natur und südländische Wärme Italiens.
Anita Rée porträtierte ihr Nachbarsmädchen Teresina, während sie von 1922 bis 1925 in Positano an der Amalfiküste lebte. Hier trafen sich in den 1920er Jahren zahlreiche deutsche Intellektuelle, so lernte Rée während ihres Studienaufenthaltes unter anderem die neusachlichen Maler Carlo Mense und Richard Seewald kennen, die sie als Zeitgenossen zu einem präzisen, detailreichen Stil inspiriert haben mögen. Außerdem reiste die Künstlerin viel und studierte unter anderem in Neapel und Florenz Werke der italienischen Frührenaissance. Auch in Anlehnung an die Alten Meister zeichnen sich ihre italienischen Gemälde durch einen weitestgehend glatten Farbauftrag aus, der jedoch an einigen Stellen durch Einkratzungen aufgelockert wird, so zum Beispiel bei den fasrigen Blättern und der rauen Zitronenschale. Unmittelbar nach ihrer Rückkehr aus Positano zeigte Rée ihre italienischen Werke in der Hamburger Galerie Commeter, aus dieser Ausstellung heraus erwarb die Hamburger Kunsthalle das Gemälde »Teresina«.
Inga Dreesen