Wilhelm Plate

Selbstbildnis, 1925

Nachdem er ein Studium der Naturwissenschaften und der Architektur abgebrochen hatte, studierte Wilhelm Plate an der Kunstgewerbeschule in Kassel. Im Anschluss an einen längeren Parisaufenthalt nahm er als freier Schüler Unterricht bei Friedrich Ahlers-Hestermann, der damals an den Kölner Werkschulen lehrte. In den Jahren 1929 bis 1933 war Plate Mitglied der Hamburgischen Sezession.

Plate zog im Jahr 1928 von Hamburg nach Berlin; dort wurde der größte Teil seines Werks 1943 bei einem Bombenangriff zerstört. Zu den wenigen erhaltenen Werken gehört das Selbstbildnis von 1925. Plate zeigt sich vor neutralem Hintergrund, auffallend förmlich gekleidet mit Hut, Schlips und Kragen. Mit der Darstellung des eigenen Ich wurde in der Malerei der Neuen Sachlichkeit ein verändertes künstlerisches Selbstverständnis zum Ausdruck gebracht. Die Genieentwürfe des 19. Jahrhunderts waren nicht mehr zeitgemäß; der bürgerlich gekleidete Künstler forderte jetzt auch gesellschaftliches Ansehen.

Die auf dem Kopf thronende, etwas zu kleine Melone kann auf einen weiteren Aspekt der Selbstwahrnehmung hinweisen: Mit dem Hut übernahm Plate das Markenzeichen des Schauspielers und Regisseurs Charlie Chaplin, der damals auch in Deutschland als Kultstar galt. Dessen Filmfiguren waren stets Außenseiter der Gesellschaft und führten fortwährend ihr Scheitern, die Vergeblichkeit aller Mühen vor. Der bürgerliche Habitus verschränkt sich so mit Elementen des Tragisch-Komischen. In beidem kann sich der zeitgenössische Künstler erkennen, und aus dieser Verbindung erwächst auch die besondere Spannung dieses Selbstporträts.

Gabriele Himmelmann

Details zu diesem Werk

Öl auf Holz 32.5cm x 25cm (Bild) 36.5cm x 29cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, erworben 1926 Inv. Nr.: HK-2437 Sammlung: Klassische Moderne Bildnachweis: Privat / Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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