Hendrick Martensz. Sorgh

Anbetung der Hirten

In einem hohen, scheunenartigen Raum sitzt Maria neben dem Neugeborenen in der Krippe, dem sich vier Hirten demütig zuwenden. Links von ihr steht Joseph vor einem Scheunentor. Das von links einfallende Licht hebt die Heilige Familie, den vor der Krippe knienden Hirten, die beiden Hühner und das Gerümpel in der rechten Ecke hervor. Der hintere Teil des Raumes mit einer Frau und einem Kind bleibt verschattet.
Drei weitere Anbetungen der Hirten von Sorgh sind bekannt, die Gemälde in Kopenhagen (dat. 1642),2 St. Petersburg (dat. 1646)3 und Buda- pest (dat. 1649)4. Die Figuren sind jeweils anders gruppiert, der vor der Krippe kniende Hirte findet sich in Kopenhagen und Budapest wieder. Auch die hockenden Hühner malte Sorgh mehrfach. Schneeman spricht sich wegen der Ausführung und der Signatur (Sorch) für eine Entstehung von Inv. 242 vor 1640 aus - der Namenszug Sorgh finde sich erst seit 1641 auf seinen Gemälden.5 Die Altersbestimmung des Holzes legt jedoch eine Entstehung von 1646 an nahe. Die von Schneeman behauptete Unbeholfenheit in der malerischen Ausführung gilt nur eingeschränkt, da der schlechte Erhaltungszustand keinen Schluß auf die Qualität der ursprünglichen Malerei zuläßt. Die Vermutung, die beiden Hühner seien nachträglich eingefügt, ist haltlos.
Die Aufteilung der Komposition in eine Historie und ein Stillebenarrangement, auf vielen Bauerninterieurs von Sorgh nachweisbar, geht vermutlich auf Cornelis Saftleven zurück, der ebenfalls in Rotterdam tätig war und von dem auch mehrere Anbetungen der Hirten bekannt sind.6 Tatsächlich war Inv. 242 einer Aufschrift auf der Rückseite zufolge noch im 19. Jahrhundert Cornelis (oder Herman) Saftleven zugeschrieben.

Thomas Ketelsen 2001

1 Bei Schneeman 1982, S. 236, irrtümlich als HM Sorgh angegeben, dagegen richtig im Text, S. 52.
2 Holz, 58 x 81,5 cm, Statens Museum, Kopenhagen; Katalog Kopenhagen 1951, S. 300, Nr. 676.
3 Holz, 46 x 66 cm, bez. H. Sorgh 1646, Eremitage, St. Petersburg, Inv. 1930.
4 Eichenholz, 35,5 x 49,2 cm, bez. HM Sorgh 1649, Szépmüvészeti Múzeum, Budapest, Inv. 383; Katalog Budapest 1968, Bd. 1, S. 654 f.
5 Schneeman 1982, S. 52.
6 S. W. Schulz, Cornelis Saftleven 1607-1681. Leben und Werke. Mit einem kritischen Katalog der Gemälde und Zeichnungen, Berlin/New York 1978, S. 204 f.; Verst. New York (Parke-Bernet), 15. 3. 1974, Nr. 160. Schneeman, S. 51 f.,
Anm. 24, führt Kompositionen von Claesz Moyaert als mögliche Vorbilder sowohl für Cornelis Saftleven als auch für Sorgh an.

Ausst.: Rotterdamse Meesters uit de Gouden Eeuw, bearb. v. Nora Schadee, Historisch Museum, Rotterdam 1994, S. 227 f., Nr. 50, S. 218, Abb.
Lit.: Katalog 1918, S. 155; Katalog 1921, S. 160 ; Katalog 1930, S. 151; Katalog 1956, S. 144; Katalog 1966, S. 150; Liane T. Schneeman, Hendrick Martensz Sorgh: A Painter of Rotterdam. With Catalogue Raisonné, Phil. Diss. Pennsylvania State University 1982, Nr. 80, S. 50-52, 62, 236, Abb. 57.

Details zu diesem Werk

Eichenholz x (Rahmen) Vermächtnis Carl Gottfried Sohst, 1898 Inv. Nr.: HK-242 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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