
Eugène Delacroix
Löwe und Alligator, 1863
Zeitlebens zeichnete und malte Delacroix, der bedeutende Maler der französischen Romantik, die Löwen und Tiger im Pariser Jardin des Plantes. Für den Maler, der früh in seiner Laufbahn mit der Darstellung dramatischer Kampfszenen für Furore sorgte, verkörperten die Raubkatzen den exotischen Reiz Afrikas und die ungezügelten Kräfte eines rohen Überlebenskampfes. In dem kleinformatigen Gemälde füllt ein Löwe, bildparallel nach links ausgerichtet, die Breite der Holztafel vollständig aus. Mit konzentrierter Anspannung hält er einen Alligator, der sich verzweifelt aufbäumt, zwischen seinen Pranken. Die Dramatik des existentiellen Augenblicks ist durch den bewegten Pinselduktus ausgedrückt. Die Landschaft ist in fließenden Farben dargestellt. Typisch für Delacroix’ Spätwerk ist die Verwendung der leuchtenden Grundfarben im Abendhimmel und im Fell des Löwen. Für vergleichbare Motive fand Delacroix leicht Käufer, weshalb es von diesem Gemälde, das aus seinem letzten Lebensjahr stammt, weitere, frühere Fassungen gibt.
Daniel Koep