George Dunlop Leslie
Rosenzeit, um 1880
Details zu diesem Werk
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George Dunlop Leslie (1835 - 1921), um 1880 (1); [...] (2); Slg. Gustav Christian (Hamburg 1813 - 1897 London) und Helen (geb. Dugdale, 5.5.1819 – 19./26.10.1898) Schwabe, London, ? - 1883/1886 (3); Gustav Christian Schwabe-Stiftung an die Hamburger Kunsthalle, 1883/1886 (4)
1) Es ist zu klären, wann, wie, an wen und für wie viel Leslie das Werk verkaufte oder gab.
2) Bislang unbekannte Provenienz/en.
3) Verzeichniss der Gemälde der G. C. Schwabe-Stiftung, Hamburg 1886, Nr. 28.
4) wie 3).
Kurzbiographie
Gustav Schwabe wurde am 10.10.1813 in Hamburg als Sohn des jüdischen Kaufmanns Philipp Benjamin Schwabe (Dessau 1771 - 14.1.1852 Hamburg) und seiner zweiten Frau Rosalie Marie Levi (? - 18.3.1846 Hamburg) geboren. 1819 konvertierte die Familie zum Evangelisch-Lutherischen Glauben.
Wie sein Vater lernte Schwabe den Kaufmannsberuf. Anfang 1834 wurde er Partner im zeitgleich unbenannten Londoner Handelshaus „Boustead, Schwabe and Company“, an dem er 14 Jahre beteiligt blieb. Vier Jahre später, 1838, ging Schwabe nach Liverpool und trat der Kommissionärs-Firma von Edward Little bei. Nach dessen Tod, 1839, erbte Schwabe dessen Haus und Vermögen. Schwerpunkt seiner Tätigkeit war zu jener Zeit der Handel mit Wolle.
Am 12. Mai 1842 heiratete er Helen Dugdale (5.5.1819 – 19./26.10.1898 Kensington Palace Gardensk London). Ihr Vater war der in Liverpool und Manchester aktive Geschäftsmann John Dugdale. Mit ihm, Benjamin Rutter und Adam Sykes gründete Schwabe die Handelsgesellschaft „Sykes, Schwabe & Co.“. Zudem wurde Schwabe in den 1840er Jahren Juniorpartner von John Bibby & Sons, einer in Liverpool angesiedelten Reederei. Etwa zur gleichen Zeit machte Schwabe die Bekanntschaft mit Edward James Harland (1831 – 1895, später Sir), dem er eine Anstellung bei den Schiffbauingenieuren J. & G. Thomson verschaffte, die Schiffe für John Bibby & Sons herstellten. Schwabes Neffe, Gustav Wilhelm Wolff (Hamburg 10.10.1834 – 17.4.1913 London) kam 1849 aus Hamburg zu seinem Onkel nach Liverpool. Später ging Wolff eine Partnerschaft mit Harland ein, den Schwabe 1858 finanziell beim Kauf der Robert Hickson Werft in Belfast unterstützte. Und schließlich erwarb Schwabe 1867 mit seinem Partner Thomas Henry Ismay (7.1.1837 – 23.11.1892) die inzwischen bankrotte White Star Line. Mit Ismay vereinbarte er 1869 die Finanzierung der White Star Line, unter der Bedingung, dass die anzuschaffenden Schiffe bei Harland and Wolff zu kaufen seien. Beide wurden in der kommerziellen Passagierschifffahrt auf der Nordatlantik-Route sehr erfolgreich. Zudem finanzierte Schwabe auch den Hamburger Reeder Albert Ballin (1857 – 1918), Generaldirektor der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG).
Schwabe starb am 10. Januar 1897 in seinem Haus, 19 Kensington Palace Gardens, London.
Die Kunstsammlung und seine Schenkung an die Hamburger Kunsthalle
Schon im 18. Jahrhundert war in England das aristokratische Sammeln ein Muss, mit der Intention sich zu bilden und zu genießen. 1766 wird das Auktionshaus Chrisite’s gegründet. Im Laufe der Französischen Revolution waren viele französische Adelige gezwungen zu emigrieren und gingen häufig auch nach England. Zudem verkauften sie oft, um sich finanzieren zu können, ihre Kunstsammlungen. Vieles hiervor kam nach England und so erhielt hier das private Sammeln einen großen Aufschwung. Hinzu kam, dass 1838 die National-Gallery in London vollendet worden war und 1857 das Victoria and Albert Museum eröffnete. Außerdem prosperiert England im Zeitalter des Imperialismus, Kolonialismus und der Industrialisierung politisch wie wirtschaftlich. Daran hatte auch Schwabe mit seinen Geschäften Anteil und profitierte hiervon. Dies ist das historische Umfeld und der regionale Kontext, in dem Schwabe, wirtschaftlich erfolgreich und gesellschaftlich anerkannt, seine Sammlung aufbaut und vollendet.
Das Ehepaar steht mit ihrem Sammlungsschwerpunkt auf der englischen zeitgenössischen Kunst in einer Sammlertradition, die bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England einsetzte und mit den bekannten Sammlern Robert Vernon (1774 – 1849) und John Sheepshanks (1787 – 1863) auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Schwabes Lebzeiten populärer geworden war. Das Bestreben jedoch dieser modernen Kunst eine öffentliche Galerie für zeitgenössische britische Kunst zu gründen scheiterte. Dies mag einer der Gründe gewesen sein, warum er seine Sammlung nicht in England beließ sondern sie an seine Heimatstadt auf dem Kontinent schenkte. Ein weiterer Grund aber mag auch gewesen sein, dass ihm dort eine große Anerkennung und Wertschätzung sicher gewesen ist.
Am 6. Dezember 1883 formuliert er „in Uebereinstimmung mit meiner Ehefrau“, die Schenkung seiner „Gemälde-Gallerie“ an die Kunsthalle. Die Werke verbleiben solange bei ihm, bis die notwendigen Räume, um die Sammlung, die mit „Schwabe-Stiftung“ bezeichnet werden sollen, fertiggestellt sind. Die Hängung wird von Herrn Schwabe vorgegeben. Diese muss 25 Jahre fortbestehen. Die Ersthängung würde er selbst oder „Vertrauensmänner“ von ihm vornehmen. Sie dürfe nur zusammen in eigens hierfür vorgesehene Räume geschlossen gezeigt werden, betitelt mit der Bezeichnung „Das Vermächtnis von G. C. Schwabe“. Es durfte keine Vermengung mit anderen Museumsbeständen erfolgen. Die Räume mussten von oben beleuchtet sein und die Hängung durfte nur ein zwei Reihen erfolgen. Zudem dürfen die Werke nicht vertauscht, verkauft oder aus der Kunsthalle „entfernt“ werden. Erst nach 100 Jahren sollte sich das Vermächtnis aufgehoben sein und mit den weiteren Beständen der Kunsthalle vermengt werden. Für die bauliche Ertüchtigung der Kunsthalle stiftet Schwabe außerdem 6000 £ (120.000 Mark).
Insgesamt stiftete Schwabe 128 Gemälde. Sie wurden am 9.12.1886 der Öffentlichkeit in den eigens hierfür angebauten Räumen der Kunsthalle erstmals präsentiert.
Als Dank wurde Schwabe im Oktober und November 1886 durch den Senat und die Bürgerschaft die Ehrenbürgerschaft der Stadt Hamburg zuerkannt. Hierfür gestaltete Adolph Menzel den Ehrenbürgerbrief (Inv. Nr. 1972 - 84) und die Urkunde mit der dafür vorgesehene Hülle in Form eines mittelalterlichen Klappaltares die Kunstgewerbliche Werkstatt Georb Hulbe (heute im Museum für Kunst und Gewerbe ). Zusätzlich hatten mehrere Privatpersonen eine Porträtbüste Schwabes beim Bildhauer Bruno Friedrich Emil Kruse (1855 - nach 1923) in Auftrag gegeben. Die Büste wurde am 27. September 1888 in der Kunsthalle enthüllt.
In den 1920er Jahren wurde für das Jahr 1888 sein Name in die Stifter_innentafeln in der Rotunde der Kunsthalle verewigt.
Charakterisierung der Schwabe’schen Kunstsammlung
Von den 128 Gemälden, die das Ehepaar Schwabe 1883 der Kunsthalle schenkte und die 1886 in der Kunsthalle erstmals ausgestellt worden waren, sind heute noch 76 Gemälde im Bestand nachzuweisen.
53 Gemälde wurden verkauft, im Tausch abgegeben oder im Zweiten Weltkrieg vernichtet. Die meisten Arbeiten sind 1919 und 1921, einige 1922, 1924 und 1925 veräußert worden. 1943 und 1944 wurden zwei Werke kriegsbedingt vernichtet. Und noch 1967 wurden einige Arbeiten an einen Nachfahren Schwabes nach Südafrika verkauft.
Mit Hilfe der Rekonstruktion des ehemaligen Bestandes der Hamburger Kunsthalle und den in den Archiven lagernden Unterlagen können wir heute dennoch eine Charakterisierung der Sammlung vornehmen. Erstmals tat dies 1970 die Dokumentation „Ein Geschmack wird untersucht. Die G. C. Schwabe Stiftung“, hrsg. von Werner Hofmann und Tilman Osterwold.
Soweit die Werke datiert sind, sind sie im Zeitraum Ende der 1820er Jahre bis in die 1886er Jahre entstanden. Die meisten Werke datieren in den Zeitraum der 1850er bis in die 1880er Jahre.
Eindeutig liegt der Sammlungsschwerpunkt auf der Kunst Englands im 19. Jahrhundert und damit aus der Sicht Schwabes auf zeitgenössischer modernen Kunst seiner eigenen bzw. einer der nachfolgenden etwas jüngeren Generation. Er präsentiert damit einen Großteil des künstlerischen malerischen Schaffens von der Mitte des 19. Jahrhunderts in Großbritannien. Stilistisch sind die Werke dem präraffaelitischen, dem historischen bzw. auch dem naturalistischen Stil jener Zeit zuzuordnen. Motivisch ist die Sammlung ausgewogen und zeigt Landschaften, Genreszenen und historische Themen, sowie auch Porträts. Die heute so hoch geschätzte Vorläufergeneration, wie etwa präsentiert durch Joseph Mallord William Turner (1775-1851) sind in der Sammlung nicht vorhanden.
Mit dieser Stiftung wurde die Sammlung der Kunsthalle schlagartig zu dem deutschen Kunstmuseum, die diese Phase und regionale Ausprägung der Malerei singulär präsentieren konnte. Doch gab es auch Kritik, denn die Schwäche der Sammlung andere herausragende britische Künstler, wie etwa Turner, Gainsborough und andere nicht berücksichtig zu haben, wurde benannt.
Alfred Lichtwark, Direktor der Kunsthalle ab 1886, und nicht beteiligt an der Annahme der Stiftung, machte später keinen Hehl aus seiner kritischen Haltung zu diesem Sammlungsbereich. In Folge hieraus erfuhr er auch keine weiteren Zuwächse – den Sammlungsschwerpunkt legte Lichtwark auf andere europäische Kunst.
Stand: 29.9.2020, Ute Haug.
Status: in Bearbeitung (die mit # markierten Stellen sind noch zu ergänzen), ungeklärt, unbedenklich.
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Bürgerlicher Realismus. Die Meisterwerke der Salonmalerei, Aleksa C̆elebonović, 1974, S. 139-140, Abb.-Nr.
Kunsthalle zu Hamburg. Verzeichniss der Gemälde neuerer Meister. Geschichte und Organisation der Kunsthalle, Alfred Lichtwark, 1901, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 82
Ein Geschmack wird untersucht. Die G. C. Schwabe-Stiftung. Eine Dokumentation, Herausgeber: Werner Hofmann, Tilman Osterwold, 1970, S. 29, 74, Abb. S. S. 28, S. 74, Abb.-Nr.
Katalog der Meister des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: bearb. von Eva Maria Krafft, Carl-Wolfgang Schümann, 1969, S. 178, Abb. S. S. 178, Abb.-Nr.
Le Renouveau culturel et pédagogique à Hamburg de 1886 à 1915. Alfred Lichtwark et ses contemporains, Roger Niemann, 1991, S. 138, Abb. S. S. 138, Abb.-Nr.
Die Gemälde der Schwabe-Stiftung in der Hamburger
Kunsthalle, J. Theodor Schultz, 1888, S. 39-40, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 82Die Gemälde des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: bearb. von Jenns E. Howoldt u. Andreas Baur, 1993, S. 116, Abb.-Nr.
Katalog der neueren Meister, Herausgeber: Alfred Lichtwark, 1910, S. 97, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 4
Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, Friedrich von Boetticher, 1891, S. 843, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 4
Verzeichniss der Gemälde der G. C. Schwabe-Stiftung, 1886, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 82
Die Blumen der Frauen. Blumensymbolik in Gemälden aus sieben Jahrhunderten, Andreas Honegger, 2014, S. 138-139, Abb., Abb.-Nr.
Bildergeschichten aus dem unsichtbaren Gemälde-Depot der Hamburger Kunsthalle, Martina Sitt, 2003, S. 59-67, Abb. S. 59, Abb.-Nr.
Öl auf Leinwand 45.7cm x 61cm (Bild) Hamburger Kunsthalle, Gustav Christian Schwabe-Stiftung, 1886 Inv. Nr.: HK-2393 Sammlung: 19. Jahrhundert Bildnachweis: Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford
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