Lovis Corinth

Nach dem Bade, 1907

Die intime Szene voll Licht und Wärme zeigt eine junge Frau beim Ankleiden; eben hat sie einen Strumpf übergestreift und schließt nun den Schuh. Plastisch hebt sie sich von der nur angedeuteten grünbraunen Landschaft ab, auf ihrer Haut flirren die Sonnenstrahlen, neben ihr leuchtet ein rotes Tuch. In der skizzenhaften Komposition, die sommers im Seengebiet der Uckermark entstand, zeigt sich Corinth als Meister des deutschen Impressionismus, der Pleinairmalerei, des rasch und sicher gesetzten Pinselstrichs. Zugleich wirkt seine Darstellung arrangiert, bühnenhaft: Das Wasser, aus dem die Badende eben noch stieg, ist ausgeblendet, die Figur fügt sich in die Diagonale, der Fokus auf ihr ähnelt dem Blick durch ein Fernglas. Die Malerin Charlotte Berend-Corinth beschrieb die Entstehung des Gemäldes rückblickend: Ihr Mann hatte sie so sitzen gesehen, die Szene am nächsten Tag nachgestellt und im Boot vom Wasser aus gemalt. Der vermeintlich flüchtige Augenblick im Bild enthält somit auch das Moment künstlerischer Reflexion und Planung.

Karin Schick

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 80cm x 60cm (Bild) 105.5cm x 86cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, Geschenk von Kunstfreunden, 1924 Inv. Nr.: HK-2375 Sammlung: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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