Anita Rée
Die Bäuerin Lionarda, 1921
Sanfte Pastelltöne bestimmen die Farbpalette in diesem Bildnis einer Tiroler Bäuerin. Die schlanke Frau ist im Dreiviertelprofil dargestellt und trägt wohl ein blaues Kleid über dem einfachen grauen Hemd. Unter schweren Lidern richtet sie ihren verträumten Blick in die Ferne, das spitze Kinn und die hohen Wangenknochen verleihen ihr ein zartes Erscheinungsbild. Das Rosa der Wangen findet sich als Farbspuren auch in dem hellen Hintergrund wieder, von dem sich die Dargestellte durch die dunklen Konturen ihres Körpers deutlich abhebt.
Die Hamburger Malerin Anita Rée portätierte die junge Bäuerin Lionarda, über deren Person nichts Näheres bekannt ist, im Frühsommer 1921 während einer Reise nach Tirol. Rée, die als Künstlerin in ihrer Heimatstadt Hamburg bereits Anerkennung gefunden hatte, seit 1915 erste Ankäufe der Hamburger Kunsthalle verzeichnen konnte und ab 1919 zu der neugegründeten Hamburgischen Sezession gehörte, zog es nun zunehmend gen Süden. Nach der ersten Studienreise nach Österreich reiste die Malerin im August 1922 in das süditalienische Positano an der Amalfiküste, wo sie drei Jahre lang lebte und die Umgebung und deren Menschen studierte.
Inga Dreesen