Quiringh van Brekelenkam

Der Brief, 1661

Ein Mann in schwarzem Rock und roten Hausschuhen, vermutlich ein Soldat,3 sitzt in einer Kammer mit Alkoven. Auf dem Dielenboden liegen ein Paar Stulpenstiefel, Sporen und Kleidungsstücke verstreut herum. In der Rechten hält er einen Brief, der ihm wohl von dem Jungen neben ihm überreicht wurde.
Große Übereinstimmung besteht mit einem Gemälde von 1661, das einen schlanken jungen Mann beim Anziehen seiner Stiefel darstellt; der Junge steht hier rechts vom Stuhl.4 Der Alkoven im Hintergrund sowie einzelne Utensilien wie Stulpenstiefel und silberner Nachttopf sind identisch. Inv. 20 ist Brekelenkams einzige bekannte Darstellung eines brieflesenden Mannes. Auf dem Bild einer brieflesenden Frau von 1662 schaut ein vornehm gekleideter Botenjunge den Betrachter ebenfalls direkt an.5
Einen ähnlichen Raum mit Alkoven und Lehnstuhl zeigt das 1667 datierte Gemälde mit einer jungen Frau am Spinnrad in Berlin, in den älteren Katalogen als Gegenstück zu Inv. 20 bezeichnet, was Lasius bezweifelt.6
Das Hamburger Bild entstand in der Phase von 1660 bis 1664, aus der die meisten datierten Gemälde stammen. Lasius vermutet, Brekelenkam habe seine Stellung als Genremaler in Leiden nach dem Weggang von Gabriel Metsu und Jan Steen festigen können.

Thomas Ketelsen 2001

1 Lasius 1992, S. 7-19; zu den Handwerksdarstellungen dies., Die Schuhmacher- und Schneiderdarstellungen des niederländischen Malers Quiringh Gerritsz van Brekelenkam, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 50, 1989, S. 141-161.
2 Der Schriftzug ähnelt der bei Lasius 1992, S. 15, angegebenen Signatur von Kat. 35 (1659).
3 Franklin W. Robinson, Ithaca (mündl. Mitt. vom September 1997).
4 Lw., 69 x 52 cm; Lasius 1992, S. 105 f., Nr. 90; Verst. London (Sotheby's), 7. 12. 1994, Nr. 20.
5 Holz, 42 x 32,5 cm; Lasius 1992, S. 142, Nr. 213, Abb. 69.
6 Eichenholz, 45 x 64 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie, Inv. 796B; Lasius 1992, S. 134, Nr. 189; Katalog Berlin 1996, S. 23. Dem Beschreibenden Verzeichnis der Gemälde im Kaiser-Friedrich-Museum und Deutschen Museum, Berlin 1931, S. 65, zufolge stammen beide Gemälde aus der Sammlung Heckscher, Berlin.

Lit.: Lichtwark 1912, S. 19, Nr. 20; Wilhelm von Bode, Quiringh G. Brekelenkam, ein Maler des holländischen Kleinbürgertums, in: Velhagen & Klasings Monatshefte 31, 1916/17, S. 45; Katalog 1918, S. 23; Katalog 1921, S. 23; Katalog 1930, S. 21; Katalog 1956, S. 36; Katalog 1966, S. 37; Angelika Lasius, Quiringh Gerritsz van Brekelenkam, Phil. Diss. Göttingen 1987, S. 160, 399, Nr. 212; dies., Quiringh van Brekelenkam, Doornspijk 1992, S. 141 f., Nr. 212.

Details zu diesem Werk

Eichenholz Inv. Nr.: HK-20 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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