Ernest Meissonier
Das Porträt des Sergeanten, 1874
Meissonier, dessen Historienmalerei sich in Frankreich größter Beliebtheit erfreute, als der frühe Impressionismus noch weitgehend auf Ablehnung stieß, stellte hier sechs Soldaten aus der Zeit nach der Französischen Revolution dar. Sie tragen noch die Uniform des Ancien Régime, während ihr Helm schon mit dem Abzeichen der Republik versehen ist. Die beiläufige Begebenheit auf dem Kasernenhof zeigt einen Zeichner mit einem Soldaten, der ihm in voller Montur und stolzer Pose Modell steht. Während der Künstler wie auch der neben ihm sitzende Hund konzentriert auf den Sergeanten mit dem Säbel blicken, verfolgen vier weitere Uniformierte gebannt die Entstehung der Skizze. Bemerkenswert ist Meissoniers feinmalerische Darstellungsweise, die durch ihre Detailgenauigkeit und die überzeugende Wiedergabe verschiedenartiger Texturen besticht. Mit dem Zusammentreffen von Künstler, Modell und Zuschauern kommentiert Meissonier das Spektakel der Bildproduktion, das in Paris um 1870 mit dem Salon die Massen zu faszinieren wusste.
Daniel Koep
Details zu diesem Werk
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Beschriftung: Unten rechts signiert und datiert: "E Meissonier 1874" (EM ligiert).
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Ernest Meissonier (1815 - 1891), 1874 - ? (1); [...] (2); Kunsthandel Francis Petit, Paris, ? - ? (3); [...] (4); Johann Heinrich Wilhelm Schröder (1825 - 1910), London, mindestens seit 1884 - 1910 (5); testamentarisch vermacht als Teil der Freiherr J. H. Schröder-Stiftung an die Hamburger Kunsthalle, 1910 (6)
1) Es ist zu klären, wann, wie und für wie viel Meissonier das Werk verkaufte oder weitergab.
2) Bislang ungeklärte Provenienz/en.
3) #
4) Bislang ungeklärte Provenienz/en.
5) Lionel Robinson: J.L.E. Meissonier. His Life and Work, London 1887, S. 29. Sowie: Ein Hamburger sammelt in London. Die Freiherr J. H. von Schröder-Stiftung 1910, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, 1984, S. 5.
6) Ein Hamburger sammelt in London. Die Freiherr J. H. von Schröder-Stiftung 1910, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, 1984, S. 5.
John Henry Schröder (Hamburg 1825 – 1910 Sidmouth, East Devon, UK), kam als Johann Heinrich Schröder und Sohn einer Kaufmannsfamilie zur Welt. Er übernahm 1849 die väterliche Bank J. Henry Schröder & Co in London und anglisierte seinen Namen.
John Henrys Kunstsammlung, die er im Verlauf der 1850er und 1860er Jahre zusammenstellte, umfasste im Jahr 1910 63 Gemälde und sieben Skulpturen von Eduard Müller sowie eine Büste von Gian Lorenzo Bernini. Zu den vertretenen Malern zählten hauptsächlich französische und deutsche Künstler wie Andreas Achenbach, Camille Corot, Jean-Léon Gérôme, Ludwig Knaus, Ernest Meissonier oder Adolph Menzel sowie der Niederländer Lawrence Alma-Tadema. Ab den 1870er Jahren tätigte Schröder nur noch sporadisch Neuerwerbungen. Ab den 1880er Jahren sammelte er vermehrt kunstgewerbliche Gegenstände und konzentrierte sich auf seine Orchideenzucht.
Der Aufbau einer Kunstsammlung ist mutmaßlich mit der Eheschließung mit Eveline Schlüsser (1828-1900) verbunden. Zudem geht der Beginn seiner Sammeltätigkeit mit dem finanziellen Erfolg seiner Firma einher und entsprach zudem dem damaligem Habitus finanziell wohlgestellter Kreise. Dabei unterschied sich John Henrys Sammelschwerpunkt vom allgemeinen Trend, der eher Werke von Alten (niederländischen) Meistern sowie präraffaelitischer Maler bevorzugte. Motivisch überwog in John Henrys Sammlung eine dem akademischen Realismus treue Genre- und Landschaftsmalerei.
Von den ursprünglich 71 Werken befinden sich heute 48 Werke im Eigentum der Hamburger Kunsthalle. Vornehmlich zwischen 1921 und 1932 wurde die Stiftung aufgrund von Verkäufen reduziert. So verließen auch einige Werke von Lawrence Alma-Tadema, Ernest Meissonier oder die sieben Skulpturen von Eduard Müller den Bestand der Hamburger Kunsthalle. Sehen Sie hierzu auch das Forschungsprojekt „Vergangene Werke der Hamburger Kunsthalle“. [# link einfügen]
Weitere Informationen sind zu finden in: Ein Hamburger sammelt in London. Die Freiherr J. H. von Schröder-Stiftung 1910, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, 1984 und Richard Roberts: Schroders. Merchants & Banks, London 1992.
Stand: 18.5.2020, Jasper Warzecha.
Status: in Bearbeitung (die mit # markierten Stellen werden in Kürze ergänzt), ungeklärt, unbedenklich
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Meissonier. Trois siècles d'histoire, Philippe Guilloux, 1980, Abb. S. Taf. 36, Abb.-Nr.
Das irdische Paradies. Kunst im 19. Jahrhundert. Motive und Ideen des 19. Jahrhunderts, Werner Hofmann, 1974, S. 292, Abb. S. 49, Abb.-Nr.
Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: Werner Hofmann, 1989, S. 94, Abb. S. 189, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 189
Meissonier, Gustave Larroumet, Philippe Burty, Abb. S. Taf. gegenüber S. 48, Abb.-Nr.
J.L.E. Meissonier. His Life and Work, Lionel Robinson, 1887, S. 22, Abb. S. 5, Abb.-Nr.
Geschichte der modernen Kunst. Geschichte der französischen Kunst von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart, Adolf Rosenberg, 1884, S. 193, Abb.-Nr.
Maler und Modell; Staatliche Kunsthalle, Baden-Baden, 1969, Abb. S. 99, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 99
Le salon imaginaire. Bilder aus den großen Kunstausstellungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts; Deutsche Gesellschaft für Bildende Kunst (Kunstverein Berlin), 1968, S. 173, Abb. S. S. 46, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 120
Ein Hamburger sammelt in London. Die Freiherr J. H. von Schröder-Stiftung 1910; Hamburger Kunsthalle, 11.5.-29.7., 1984, S. 16, 25, 46-51, Abb. S. 49, 50 (Detail), Abb.-Nr.
Verkannte Kunst; Städtische Kunsthalle Recklinghausen (11. Ruhrfestspiele), 1957, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 121
Katalog der Meister des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: bearb. von Eva Maria Krafft, Carl-Wolfgang Schümann, 1969, S. 210, Abb. S. S. 210, Abb.-Nr.
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg, Gustav Pauli, 1924, S. 98, Abb.-Nr.
Ernest Meissonier. Rétrospective; Musée des Beaux-Arts de Lyon, 1993, S. 133, Abb. S. S. 132, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 56
Ernest Meissonier, M. O. Gréard, 1897, S. 361, 406, Abb. S. Taf. nach S. 360, Abb.-Nr.
Ernest Meissonier. Master in His Genre, Constance Cain Hungerford, 1999, S. 165-166, Abb. S. 70, Abb.-Nr.
Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: Helmut R. Leppien, 1994, S. 75, Abb. S. 122, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 122
Die Gemälde des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: bearb. von Jenns E. Howoldt u. Andreas Baur, 1993, S. 134, Abb. S. S. 134, Abb.-Nr.
Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der neueren Meister. Zweite Auflage, Herausgeber: Gustav Pauli, 1927, S. 149, Abb.-Nr.
Kurzes Verzeichnis der ausgestellten Bilder neuerer Meister, Gustav Pauli, 1920, S. 49, Abb.-Nr.
Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der neueren Meister, Herausgeber: Gustav Pauli, 1922, S. 141, Abb.-Nr.
Salon-Illusionisten, Werner Hofmann; Herausgeber: Hamburger Kunsthalle, 1977, S. 71, Abb. S. S. 71, Abb.-Nr.
Exposition universelle internationale de 1878 à Paris. Catalogue Officiel; Palais du Champ de Mars, Paris 1878, 1981, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 623
Ernst Meissonier. Miesten Kesken män emellan, Anna Kortelaine, Berndt Arell; Helsinki City Art Museum, Helsinki; Tikanoja Art Museum, Vaasa, 2004, S. 62, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. o. Nr.
Miesten Kesken, Berndt Arell, 2004, S. 46, Abb. S. S. 45, Abb.-Nr.
Kurzes Verzeichnis der ausgestellten Bilder neuerer Meister, Gustav Pauli, 1919, S. 47, Abb.-Nr.
Selten gezeigte Bilder der Hamburger Kunsthalle 2. Französische, belgische und englische Maler des 19. Jahrhunderts; Hamburger Kunsthalle, 1965, S. 12, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 42
El Espejo de las Alondras. El Círculo estético de Edouardo Zamacois, Carlos Reyero, 2006, S. 25, Abb. S. 10, Abb.-Nr.
Die französische Malerei in der Hamburger Kunsthalle, Heinrich Ehl, 1929, S. 85, Abb.-Nr.
Über 'Das Portrait des Sergeanten' von Ernest Meissonier, Martin Mosebach; Herausgeber: Hamburger Kunsthalle und Literaturhaus Hamburg, 2009, S. 32-40, Abb., Abb.-Nr.
Kunst aus acht Jahrhunderten, Herausgeber: Hamburger Kunsthalle und Freunde der Kunsthalle e.V., 2016, S. 128, Abb., Abb.-Nr.
Manet. Sehen. Der Blick der Moderne, Michael Diers, André Dombrowski, Hubertus Gaßner, Dorothee Hansen, Viola Hildebrand-Schat, Joachim Kaak, Matthias Krüger, Michael Lüthy u. a.; Herausgeber: Hubertus Gaßner und Viola Hildebrand-Schat; Hamburger Kunsthalle, 2016, Abb. S. S. 44, Abb.-Nr.
Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, Peter Anselm Riedl, Helmut R. Leppien, Armin Conradt; Herausgeber: Hamburger Kunsthalle und dem Museum für Kunst und Gewerbe, 1963, S. 143, Abb.-Nr.
Exposition Meissonier, Herausgeber: Galerie Georges Petit, Paris; Galerie Georges Petit, Paris 1884, 1884, S. 102-103, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 92
Making History. Hans Makart und die Salonmalerei des 19. Jahrhunderts, Herausgeber: Markus Bertsch und Amelie Baader für die Hamburger Kunsthalle; Hamburg/ 2020, 2020, S. 26, 70, Abb. S. 71, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 14
Making History. Hans Makart und die Salonmalerei des 19. Jahrhunderts (Begleitheft), Herausgeber: Hamburger Kunsthalle, 2020, S. 6, 7, Abb. S. 6, Abb.-Nr.
Max Liebermann: Briefe 1907-1910, Herausgeber: Ernst Braun, 2014, S. 407, Abb.-Nr.
Öl auf Leinwand 73cm x 62cm (Bild) 111.5cm x 101.5cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, Freiherr Johann Heinrich von Schröder-Stiftung 1910 Inv. Nr.: HK-1897 Sammlung: 19. Jahrhundert © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford
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