Gretchen Wohlwill

Wirtshausgarten, 1912

Gretchen Wohlwill ließ sich an der Kunstschule von Valeska Röver bei Ernst Eitner und Arthur Illies als Malerin ausbilden. In den Jahren vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hielt sie sich mehrfach in Paris auf und studierte zeitweise bei Henri Matisse. Außerdem absolvierte sie eine Ausbildung als Kunsterzieherin und unterrichtete seit 1911 an der Emilie-Wüstenfeld-Mädchenschule in Hamburg. Mit der Lehre sicherte Wohlwill ihren Lebensunterhalt, daneben konnte sie als freie Künstlerin arbeiten. Im Jahr 1919 war sie eine der Mitbegründerinnen der Hamburgischen Sezession.

Das um 1912 entstandene Bild ist Teil der von Alfred Lichtwark begründeten »Sammlung von Bildern aus Hamburg«. Laut Gustav Pauli, Lichtwarks Nachfolger, nahm Wohlwill »eine vermittelnde Stellung ein zwischen dem letzten Impressionismus und den neueren Formen«. Entsprechend zeigt sich in Wohlwills Gemälde die Rezeption von Max Liebermann, vor allem von dessen Bild »Terrasse im Restaurant Jacob in Nienstedten an der Elbe«, das seit 1903 in der Hamburger Kunsthalle zu sehen war. Sie übernahm die flirrenden Lichtflecken, die in Liebermanns Werk allgegenwärtig sind, und wählte mit dem Wirtshausgarten ebenfalls einen Ort der Freizeitgestaltung. Hatte Liebermann jedoch ein großbürgerliches Publikum in den Fokus seiner Darstellung gerückt, zeigte Wohlwill vor allem eine Szene mit leeren Tischen und unbesetzten Stühlen. Anders als Liebermann vermied sie jeden erzählerisch-anekdotischen Inhalt und konzentrierte sich ganz auf die Wirkung von Farbe, Licht und Schatten.

Gabriele Himmelmann

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 70cm x 85cm (Bild) 92.5cm x 107.5cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, Geschenk eines Kunstfreundes, 1912 Inv. Nr.: HK-1731 Sammlung: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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