Anita Rée
Stillleben mit Hebbels Totenmaske, vor 1915
Das Vanitasstillleben ist seit dem frühen 17. Jahrhundert ein häufig verwendeter Bildtypus, in dem das Wissen um die Vergänglichkeit des Lebens zum Thema wird. Anita Rée stellt sich mit »Stillleben mit Hebbels Totenmaske« von 1915 in jene Bildtradition: Unter einer schmalen Treppenstiege auf einem Holzschemel arrangiert sie eine rosafarbene Hyazinthe zusammen mit einem Totenschädel und der Büste eines bärtigen Mannes mit geschlossenen Augen – laut Bildtitel die Totenmaske des Dramatikers Friedrich Hebbel. Mit der Gegenüberstellung der blühenden Pflanze als Sinnbild von Lebenskraft und dem Schädel als Symbol des Todes führt Rée das Vanitasmotiv ein. Indem die Malerin die Komposition um die Totenmaske eines Dichters ergänzt, hinterfragt sie zugleich die »Blütezeit« und Vergänglichkeit von Kunst und ihrer Schöpfer – und damit auch der eigenen Arbeit und deren Wirkung.
Museumsdirektor Gustav Pauli erwarb dieses Gemälde bereits im Jahr seiner Entstehung direkt von der Künstlerin für die Hamburger Kunsthalle; es war der erste Ankauf eines Gemäldes von Anita Rée für die Sammlung.
Sophia Colditz