Friedrich Ahlers-Hestermann

Porträt Alexandra Povorina, 1916

Begleitet von den Hamburger Freunden Franz Nölken und Walter Alfred Rosam begab sich Friedrich Ahlers-Hestermann erstmals 1907 zu einem Studienaufenthalt nach Paris. Weitere ausgedehnte Besuche in der französischen Kunstmetropole folgten; die radikalen Formexperimente, die man dort erprobte, blieben dem jungen Hamburger jedoch weitgehend fremd. In Paris lernte er 1912 im Atelier der Malerin Marie Wassiliewa seine spätere Frau, die russische Künstlerin Alexandra Povorina kennen. Im Jahr 1914 kam sie nach Hamburg, wo das Paar heiratete. In den folgenden Jahren konnte Ahlers-Hestermann erste Erfolge als Künstler verzeichnen: Gustav Pauli, der neue Direktor der Hamburger Kunsthalle, erwarb drei Bilder von ihm.
Ahlers-Hestermann zeigt seine junge Ehefrau in häuslicher Umgebung, vermutlich lagert sie auf der in seinen Lebenserinnerungen beschriebenen »altmodisch-sesselartigen Chaiselongue, die mit russisch-grünem Stoff bezogen war«. Grün- und Blautöne dominieren auch das Bild. Povorina scheint in die Welt ihrer Gedanken versunken, ihr melancholischer Blick nimmt keine Beziehung zu den Betrachtenden auf. Auch die Zeichnung in ihrer Hand bleibt unbeachtet. Die lanzettförmigen Blätter der Grünpflanzen im Hintergrund stimmen mit den Schatten an Kinn und Wange sowie mit den Aufschlägen des Hausmantels formal überein. Die ruhige, elegische Atmosphäre, die sich im Zusammenklang der Bildelemente eindrücklich vermittelt, hat wohl einen biographischen Hintergrund: Das Paar hatte kurz zuvor sein erstes Kind verloren.

Gabriele Himmelmann

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 104cm x 77.4cm (Bild) 121.5cm x 98.5cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, erworben 1917 Inv. Nr.: HK-1700 Sammlung: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk © VG Bildkunst, Bonn Foto: Elke Walford

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