François Lemoyne
Narziss, 1728
François Lemoyne, Lehrer François Bouchers und zuletzt Hofmaler Ludwigs XV., stellt nach den Metamorphosen des römischen Dichters Ovid jenen Moment dar, als sich Narziss unsterblich in sein eigenes Spiegelbild verliebt. Er hat sich zur Rast von der Jagd an einem Teich niedergelassen und ist vollständig in den Anblick seiner Reflexion im Wasser versunken. Begierig wendet sich der Jagdhund auf der linken Seite zu Narziss zurück und lenkt den Blick des Betrachters erneut auf den in sein Abbild vertieften Jüngling. Mit der ausgestreckten linken Hand verleiht Narziss seiner Ergriffenheit Ausdruck und weist auf die am Ufer stehende Narzisse. Das Blau und Gelb seiner Kleider entspricht den Farben ihrer Blätter und Blüten – ein malerischer Hinweis auf die bevorstehende Verwandlung des Jünglings. Die Bäume in der oberen Bildhälfte schirmen Narziss gegen die Tiefe der Landschaft ab und betonen dessen Introspektion. In ihrer dekorativen Malweise sind sie Inbild der für das Rokoko typischen kultivierten Natürlichkeit der höfischen Gesellschaft.
Daniel Koep