
Franz von Lenbach
Der rote Schirm, um 1860
Ein großer Schirm spendet Schatten vor der Sonne eines Hochsommernachmittags. Seine leuchtend rote Fläche weist als einziges Bildelement klar umrissene Konturen auf, während die Landschaft um ihn herum in der flirrenden Hitze verschwimmt. Feldarbeiter gehen gebückt ihrer Tätigkeit nach und binden goldgelbe Ähren zu Garben auf. Es ist die Zeit der Ernte – doch im Vordergrund von Lenbachs Ölskizze steht ein Randmotiv des Landlebens – ein Säugling in einem Handwägelchen und ein am Boden liegendes Kind, die im Schatten des Schirmes ruhen. Lenbach malte das ländliche Motiv unweit des Dorfes Aresing – einem beliebten Treffpunkt der Münchner Maler in den 1850er Jahren. Helles Tageslicht, rascher Pinselduktus und der gezielte kompositorische Einsatz roter Farbflecken gemahnen an Landschaften von Charles Bonnington oder John Constable und weisen mit diesen voraus auf den Impressionismus.
Neela Struck