Heinrich Reinhold
Blick auf Civitella, um 1821-1824
Während im frühen 19. Jahrhundert viele der auf italienischem Boden tätigen französischen Landschaftsmaler bereits in Öl vor dem Motiv malten, beschränkten sich die deutschen Künstler im Regelfall auf das Zeichnen in der freien Natur. Reinhold, der 1819 nach Rom kam und dort bereits sechs Jahre später starb, kannte diesbezüglich keine Präferenzen und praktizierte beide Techniken. So schuf er kleinteilige Bleistiftstudien von kristalliner Schärfe und griff zugleich zum Pinsel, um in farblicher Hinsicht auf den momentanen Natureindruck reagieren zu können. Mehrfach hielt sich der Künstler in dem pittoresken, in den Sabiner Bergen gelegenen Olevano auf, das insbesondere von der deutschrömischen Künstlergemeinde aufgesucht wurde und im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einem Sehnsuchtsort avancierte. Reinholds Ölskizze zeigt den Blick auf das nahe bei Olevano in exponierter Lage situierte Felsennest Civitella (heute Bellegra). Typisch für den skizzenhaften Modus sind die unterschiedlichen Ausführungsgrade der Skizze, deren rechte untere Ecke im unbearbeiteten Zustand verblieb.
Markus Bertsch