Adolph Menzel

Schleiferei in der Schmiede zu Hofgastein, 1881

In dem idyllischen kleinen Marktflecken Hofgastein im Gasteiner Tal war Menzel zwischen 1872 und 1879 mehrfach bei dem befreundeten Berliner Bankier Magnus Herrmann zu Besuch. Fertigte er während der ersten Aufenthalte vor allem Studien der dörflichen Idylle an, so griff Menzel in dem 1881 gemalten Bild der Hamburger Kunsthalle das schon 1872 bis 1875 in seinem bedeutenden Chef d´œuvre „Eisenwalzwerk (Moderne Cyklopen)“ (Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 201) durchgespielte Thema der Arbeitswelt erneut auf, diesmal allerdings am Beispiel eines ländlichen Handwerksbetriebs. Menzel verbindet verschiedene Abläufe der Fertigung: Rechts auf einem erhöhten Platz ein Mann am Schleifstein, links unten ein Schmied und ein Geselle am Amboss. Vorne rechts prüft eine Frau die Schneide ihres Hackmessers, neben ihr steht ein wartender Bauer. In der offen stehenden Tür hinten ist ein Mann zu sehen, der einen Schimmel zum Beschlagen der Hufe heranführt.

Wolfgang Cortjaens

Details zu diesem Werk

Beschriftung: Unten rechts signiert und datiert: "Ad. Menzel 81"

Slg. Deschamps, London, mind. 1895; Slg. Freiherr Johann Heinrich Wilhelm Schröder (1825-1910), London, frühestens 1895 -1910; Stiftung Freiherr Johann Heinrich Wilhelm Schröder, 1910

John Henry Schröder (Hamburg 1825 – 1910 Sidmouth, East Devon, UK), kam als Johann Heinrich Schröder und Sohn einer Kaufmannsfamilie zur Welt. Er übernahm 1849 die väterliche Bank J. Henry Schröder & Co in London und anglisierte seinen Namen.
John Henrys Kunstsammlung, die er im Verlauf der 1850er und 1860er Jahre zusammenstellte, umfasste im Jahr 1910 63 Gemälde und sieben Skulpturen von Eduard Müller sowie eine Büste von Gian Lorenzo Bernini. Zu den vertretenen Malern zählten hauptsächlich französische und deutsche Künstler wie Andreas Achenbach, Camille Corot, Jean-Léon Gérôme, Ludwig Knaus, Ernest Meissonier oder Adolph Menzel sowie der Niederländer Lawrence Alma-Tadema. Ab den 1870er Jahren tätigte Schröder nur noch sporadisch Neuerwerbungen. Ab den 1880er Jahren sammelte er vermehrt kunstgewerbliche Gegenstände und konzentrierte sich auf seine Orchideenzucht.
Der Aufbau einer Kunstsammlung ist mutmaßlich mit der Eheschließung mit Eveline Schlüsser (1828-1900) verbunden. Zudem geht der Beginn seiner Sammeltätigkeit mit dem finanziellen Erfolg seiner Firma einher und entsprach zudem dem damaligem Habitus finanziell wohlgestellter Kreise. Dabei unterschied sich John Henrys Sammelschwerpunkt vom allgemeinen Trend, der eher Werke von Alten (niederländischen) Meistern sowie präraffaelitischer Maler bevorzugte. Motivisch überwog in John Henrys Sammlung eine dem akademischen Realismus treue Genre- und Landschaftsmalerei.
Von den ursprünglich 71 Werken befinden sich heute 48 Werke im Eigentum der Hamburger Kunsthalle. Vornehmlich zwischen 1921 und 1932 wurde die Stiftung aufgrund von Verkäufen reduziert. So verließen auch einige Werke von Lawrence Alma-Tadema, Ernest Meissonier oder die sieben Skulpturen von Eduard Müller den Bestand der Hamburger Kunsthalle. Sehen Sie hierzu auch das Forschungsprojekt „Vergangene Werke der Hamburger Kunsthalle. [link einfügen]

Weitere Informationen sind zu finden in: Ein Hamburger sammelt in London. Die Freiherr J. H. von Schröder-Stiftung 1910, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, 1984 und Richard Roberts: Schroders. Merchants & Banks, London 1992.

Stand: 29.09.2020, zuletzt 05.07.2024, Ute Haug.
Status: in Bearbeitung (die mit # markierten Stellen sind noch zu ergänzen), ungeklärt, unbedenklich.

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Menzel. Maler des Lichts, Rolf Hochhuth, 1991, Abb. S. S. 126, Abb.-Nr.

Adolph Menzel, Jens Christian Jensen, 1982, S. 122-123, Abb.-Nr.

Adolph Menzel, Wolfgang Hütt, 1981, S. 133, Abb. S. 112, Abb.-Nr.

Adolph Menzels Eisenwalzwerk, Konrad Kaiser; Herausgeber: Deutsche Akademie der Künste, 1953, Abb. S. 98, Abb.-Nr.

Work and struggle. The painter as witness 1870-1914, Edward Lucie-Smith, Celestine Dars, 1977, S. 72, Abb. S. 17, Abb.-Nr.

Adolph Menzel, Karl Scheffler, 1938, S. 116, Abb.-Nr.

Adolph von Menzel. Abbildungen seiner Gemälde und Studien auf Grund der von der Kgl. Nationalgalerie im Frühjahr 1905 veranstalteten Ausstellung, Herausgeber: Hugo von Tschudi, 1906, S. 134, Abb. S. 152, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 152

Der Maler Adolph Menzel, Emil Waldmann, 1941, S. 37, Abb.-Nr.

Mit Menzel in Bayern und Österreich, Irmgard Wirth, 1974, S. 129, Abb. S. 119, Abb.-Nr.

Adolph von Menzel aus Anlaß seines 50. Todestages; Nationalgalerie im Museum, Berlin-Dahlem, 1955, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 130

Industrie und Technik in der deutschen Malerei von der Romantik bis zur Gegenwart; Wilhelm-Lehmbruck Museum, Duisburg, 1969, S. 68, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 58

Adolph Menzel. Gemälde und Zeichnungen; Altes Rathaus, Erlangen, 1971, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 106

Menzel. Der Beobachter, Herausgeber: Werner Hofmann; Hamburger Kunsthalle, 1982, S. 207-209, Abb. S. 127, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 127

Ein Hamburger sammelt in London. Die Freiherr J. H. von Schröder-Stiftung 1910; Hamburger Kunsthalle, 11.5.-29.7., 1984, S. 9, 16, 25, 71-72, Abb. S. 71, Abb.-Nr.

Deutsche Kultur im Osten; Städtisches Museum, Wiesbaden, 1960, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 214

Katalog der Meister des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: bearb. von Eva Maria Krafft, Carl-Wolfgang Schümann, 1969, S. 220, Abb. S. S. 220, Abb.-Nr.

Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg, Gustav Pauli, 1924, S. 87, Abb.-Nr.

Adolph Menzel und seine Kreise, Gisold Lammel, 1993, S. 164, 167, Abb. S. 108, Abb.-Nr.

Die künstlerische Entwicklung und das Werk Menzels im Spiegel der zeitgenössischen Kritik, Christiane Zangs, 1992, S. 261, Abb.-Nr.

Adolph Menzel in der Hamburger Kunsthalle, Jenns E. Howoldt; Herausgeber: Uwe M. Schneede, 1993, S. 46, 55, Abb. S. S. 47, Abb.-Nr.

Adolph Menzel 1815-1905. Das Labyrinth der Wirklichkeit; Musée d'Orsay, Paris; National Gallery of Art, Washington; Nationalgalerie im Alten Museum, Berlin, 1996, S. 312-313, Abb. S. 175, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 175

Die Gemälde des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: bearb. von Jenns E. Howoldt u. Andreas Baur, 1993, S. 138, Abb. S. S. 138, Abb.-Nr.

Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der neueren Meister. Zweite Auflage, Herausgeber: Gustav Pauli, 1927, S. 155, Abb.-Nr.

Kurzes Verzeichnis der ausgestellten Bilder neuerer Meister, Gustav Pauli, 1920, S. 51, Abb.-Nr.

Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der neueren Meister, Herausgeber: Gustav Pauli, 1922, S. 147, Abb.-Nr.

Kunst des deutschen Ostens aus sieben Jahrhunderten; Haus des deutschen Kunsthandwerks, Frankfurt am Main, 1953, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 235

La névrose du vrai. Adolf Menzel 1815-1905, Herausgeber: Claude Keisch; Musée d´Orsay, Paris, 1996, S. 408-409, Abb. S. 175, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 175

Kunst in Berlin 1648-1987; Staatliche Museen zu Berlin, Altes Museum, 1987, S. 311, Abb. S. H 13, Abb.-Nr.

Kurzes Verzeichnis der ausgestellten Bilder neuerer Meister, Gustav Pauli, 1919, S. 49, Abb.-Nr.

Adolph Menzel. Briefe 1830-1905. 4 Bände, Claude Keisch; Herausgeber: Claude Keisch und Marie Ursula Reimann-Reyher, 2009, S. 1688, Abb. S. 143, Abb.-Nr.

Referenz: Positionen des Realismus; Niedersächsische Landesgalerie, Hannover, 2001, Abb. S. 1, Abb.-Nr.

Öl auf Leinwand 31.4cm x 41.5cm (Bild) x (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, Freiherr Johann Heinrich von Schröder-Stiftung, 1910 Inv. Nr.: HK-1272 Sammlung: 19. Jahrhundert Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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