
Adolph Menzel
Die Aufbahrung der Gefallenen der Märzrevolution in Berlin, 1848
Die Barrikadenkämpfe der Berliner Märzrevolution 1848 erlebte Menzel nicht als Augenzeuge. Als der demokratisch gesinnte Maler am 21. März in Berlin eintraf, war die Stadt in den Händen der Bürger. Am Morgen des 22. März 1848 fand vor der Neuen Kirche auf dem Gendarmenmarkt die feierliche Aufbahrung der 183 Opfer des Militäreinsatzes statt. Menzel hielt zeichnend die Ereignisse dieses Tages fest, an dem das Volk seine Souveränität feierte. In seiner Ölskizze nahm er die divergierenden Aktionen der Bevölkerung in den Blick und brachte damit das Unentschiedene des historischen Augenblicks zum Ausdruck. Mit der Gleichzeitigkeit von kollektiver Trauer, wie sie angesichts des frischen Sarges, der auf den Platz getragen wird, zum Ausdruck kommt, und der distanzierten Reaktion Einzelner, die dem Geschehen den Rücken zukehren, macht Menzel die unterschiedlichen Stimmungslagen der Masse anschaulich. In diesem Kontrast werden die politischen Widersprüche der Revolution sichtbar, die Menzel enttäuschten und die letztlich dafür sorgten, dass er sein Gemälde nicht vollendete.
Jenns Howoldt