Johan Christian Dahl

Gewitterstimmung bei Dresden, 1830

Unten in der Mitte wurde diese Ölskizze von Johan Christian Dahl signiert und mit folgendem Datum versehen: ≫d. 22. July 1830≪. Diese Notiz unterstreicht den dokumentarischen und atmosphärischen Charakter der Darstellung, eine Studie des Naturphänomens Sommergewitter.
Das Querformat ist durch den Aufbau in schmale horizontale Schichten betont: Eine bildparallel verlaufende Hecke, die Zone der Gebäude im Mittelgrund und die Hügel im Hintergrund machen ein Drittel des Bildes aus, darüber türmt sich mächtig die Gewitterfront. Aus den düsteren Wolken ergießt sich, sichtbar in der linken Bildhälfte, ein Regenschauer, gleichzeitig signalisieren hellere Bereiche und blauer Himmel: Das Wetter ändert sich schnell, die Wolken formieren sich fortlaufend neu und ziehen zügig vorüber. Im Bild bewegen sie sich wie der aus einem Schornstein kommende Rauch von links nach rechts.
Die Umgebung von Dresden gehörte für den in der Stadt ansässigen, aus Norwegen stammenden Dahl zu den bevorzugten Motiven. Zwölf Jahre kannten sich der Maler und der 14 Jahre ältere Friedrich zur Entstehungszeit dieser Ölskizze bereits, sie waren sich gleich im September 1818 begegnet, als Dahl nach seinem Studium in Kopenhagen nach Dresden gezogen war. 1820/21 ging er auf Italienreise und übersiedelte 1823 in ebenjenes Dresdner Haus An der Elbe 33, in dem bereits Friedrich lebte. Beide Künstler beeinflussten sich gegenseitig, hatten neben vielen Gemeinsamkeiten aber durchaus unterschiedliche Auffassungen von der Landschaftsmalerei. Dahl widmete sich in seinen Ölstudien immer wieder meteorologischen Phänomenen, Friedrich fokussierte sich in seinen Gemälden stärker auf die bildmäßige Komposition und fürchtete, Kunst werde als bloße Aufzeichnung missverstanden und damit instrumentalisiert. Zudem konnten dadurch auch die Naturerscheinungen selbst auf naturwissenschaftliche Phänomene reduziert werden. Bereits 1816 hatte diese Haltung Friedrichs dazu geführt, dass der Maler eine Anfrage Goethes brüsk abwies, der ihn mit der Darstellung verschiedener Wolkenformen beauftragen wollte. (1)

Katharina Hoins

(1) Lankheit 1978, S. 701.

Details zu diesem Werk

Öl auf Papier auf Leinwand 20cm x 33.8cm (Bild) 28.5cm x 41cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, erworben 1910 Inv. Nr.: HK-1062 Sammlung: 19. Jahrhundert Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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