Joseph Anton Koch
Wasserfall im Berner Oberland, 1796
Entscheidende motivische Prägungen empfing der aus Tirol stammende Koch zwischen 1792 und 1794 zunächst in der Schweizer Alpennatur. Wasserfälle zählten dabei zu seinen bevorzugten Sujets. Von schroffen Felsformationen trichterförmig umschlossen, stürzen die Wassermassen schäumend in die Tiefe. Die Kleinheit der beiden im oberen Bereich sichtbaren Figuren macht die Größendimension des Naturereignisses spürbar. Der im unmittelbaren Vordergrund auftauchende, urwüchsig wirkende Einheimische lebt sein unentfremdetes Dasein im Einklang mit der Natur und vermag deren Gefahren zu trotzen. In den Jahren um 1800 galt der Wasserfall auch als Sinnbild für die bewegten Zeitumstände nach der Französischen Revolution. Kochs Gemälde, das Eindrücke des Reichenbachfalls bei Meiringen zeigt, entstand in Rom auf Grundlage einer vor Ort geschaffenen Zeichnung (Inv. 1922-64). 1795 ließ sich der Künstler in der Ewigen Stadt nieder und avancierte dort zu einem maßgeblichen Erneuerer der heroischen Ideallandschaft.
Markus Bertsch