Hanns Kunitzberger
1. Hälfte 2019 I, II, III, IV, 2019
Hanns Kunitzbergers Leinwände entstehen in einem langwierigen Prozess vielfacher Übermalung, deren verschiedene Ebenen durch die übereinanderliegenden Farbflächen durchscheinen. Die Bilder erlangen eine Qualität der Durchsichtigkeit, die metaphorisch als durchschimmernde Zeit angesehen werden kann. Die Zeit, die man mit der Betrachtung seiner Bilder verbringt, ist eine verdichtete Parallele der Zeit, die der Maler mit seinen Bildern verbracht hat. Dieses für jedes Gemälde der Welt geltende Paradigma wird in Kunitzbergers Malerei aber sinnfällig: Wie der Pinsel das Bild bemalt hat, so tastet der Blick der Betrachtenden das Bild ab, auf der Suche nach den Spuren und Schichten auf der Leinwand. Kunitzbergers Gemälde entfalten eine unmittelbare Wirkung im Raum, es sind Bilder, welche die Betrachtenden in ihren Bann ziehen und, obwohl sie in keiner Weise erzählerisch sind, viel ausdrücken. Kunitzberger betrachtet es als seine Aufgabe, einen Dialog zwischen Werk und dem Menschen vor dem Werk einzuleiten, hinter dem der Künstler als Person zurücktritt. Die vier Bilder Hanns Kunitzbergers besitzen museale Qualität und Dimension und haben in der Sammlung der Kunsthalle vielfache Bezugspunkte: In einer historischen Genealogie können sie mit der Farbfeldmalerei und dem amerikanischen Minimal in Bezug gesetzt, aber auch aus der Tradition altmeisterlicher Lasurtechniken betrachtet werden. Ihr Erwerb setzt damit eine lange Tradition großer Malerei in der Hamburger Kunsthalle fort.